Der Walserweg von Oberstdorf nach Klosters

Walserweg
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Schon lange stand der Walserweg von Oberstdorf nach Klosters auf meinem Wunschplan. Nicht nur die landschaftliche Vielfalt der Strecke sondern auch die kulturelle Geschichte der Walser hatte mein Interesse geweckt. Nach einer verregneten Woche im August lichteten sich die Wolken und am Starttag hatten sie dem blauen Himmel komplett Platz gemacht. Die Prognose für die Wanderwoche auf dem Walserweg konnte besser nicht sein.

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Der Große Walserweg Teil 1:
Tag 1. Oberstdorf – Baad – Bärgundtal – Hochalppass – Hochtannbergpass – Körbersee
In Oberstdorf treffe ich die Gruppe. Mit dem Bergführer sind wir ein kleines zusammengewürfeltes Häufchen von 9 netten Wanderern. Wir nehmen den Linienbus in das kleine Walsertal vorbei an den ersten schönen Walserhäusern bis Baad. Von hier geht es nur mehr zu Fuß weiter. Zum warm werden folgen wir einem Fahrweg bis zur Bärgundalpe. Nach einer kleinen Pause führt ein Wanderweg weiter über bunte Blumenwiesen und Kuhweiden nach oben. Links über uns wacht der mächtige Widderstein. Bald erreichen wir den Hochalppass und es eröffnet sich uns der Blick hinüber in das Lechtal mit dem Biberkopf im Vordergrund. Was für ein prächtiger Anblick! Von hier geht es nur noch bergab. Wir queren den Hochtannbergpass und erreichen schließlich über einen bequemen Spazierweg den Körbersee, wo wir heute übernachten.

Die Strecke betrug ca. 10 km mit einem Aufstieg von gemäßigten 800 Hm und einem Abstieg von ca. 350 Hm über einfache Almwiesenwege.
Der Körbersee wurde 2017 als „schönster Platz Österreichs“ ausgezeichnet. Das Berghotel liegt idyllisch am See. Wir sind in komfortablen Doppelzimmern mit Gemeinschaftsbädern untergebracht. Die Verpflegung ist sehr gut und lässt keinen Wunsch offen. Zum Abendessen kann aus drei Hauptgerichten gewählt werden.

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Tag 2. Körbersee – Hochbergsattel – Fürggelen-Höhenweg – Biberacher Hütte
Die Sonne lacht und wir freuen uns mit ihr auf den heutigen Tag. Im morgendlich warmen Licht steigen wir zuerst ein Stück ab um einen Bach zu queren. Links von uns begleitet uns das über 2.500 m hohe Bergmassiv der Mohnenfluh und der Braunarlspitze, dem wir eine Weile durch bunte Blumenwiesen parallel folgen, bis wir ihm den Rücken kehren und über mehrere Etagen auf den Hochbergsattel aufsteigen. Auf dem Pass auf 2.145 genießen wir in der Sonne den Blick auf den Widderkopf, den Biberkopf, auf die Oberstdorfer Berge, hinein in das Lechtal bis zum Hochvogel ganz im Hintergrund. Dann durchwandern wir ein Hochtal, begleitet vom Gebimmel der Schafe und folgen dem wunderschönen Fürggelen-Höhenweg bis zur Biberacher Hütte. Der Blick von der Hütte in das große Walsertal ist beeindruckend und die Melodie der Kuhglocken sorgt für eine perfekte akustische Kulisse.

Die Strecke betrug heute ca. 10,5 km über einen zuerst gemäßigten und vor dem Sattel etwas steileren Anstieg von insgesamt ca. 800 Hm. 600 Hm Abstieg über Fahrstraße und Schafalmen und auf dem wunderschönen Fürggelen-Höhenweg entlang des Hangs.
Die Biberacher Hütte liegt beeindruckend über dem großen Walsertal und ist eine klassische DAV-Hütte. Sie ist zwar nicht sonderlich groß aber dafür gut besucht. Die Unterbringung erfolgt in einem Gemeinschaftslager mit ca. 30 Schlafplätzen. Abendessen und Frühstück sind sehr lecker.

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Tag 3. Biberacher Hütte – Großes Walsertal – Golm – Laschätzer Höhenweg – Lindauer Hütte
Der Tag beginnt mit einem langen Abstieg in das große Walsertal. Vorbei an der sonnig gelegenen Ischkarnaie Alpe in typischer Walserbauweise führt der schmale Pfad schließlich durch schattigen Bergwald bis zum Parkplatz Rothenbrunnen, wo die Busse bereits auf uns warten. In einem kleinen Laden im Bergdorf Sonntag decken wir uns mit Brotzeit ein, bevor wir in das Montafon gebracht werden. Wir sparen uns den Aufstieg über das Skigebiet Golm und nehmen stattdessen den Lift. Denn es steht uns noch der Laschätzer Höhenweg zur Lindauer Hütte bevor. Landschaftlich ist auch die heutige Strecke wunderschön. Bedingt durch den Lift ist hier allerdings deutlich mehr los als in den letzten 2 Tagen. Wir passieren die Laschätzer Alm, die zur Einkehr einlädt, doch zu unserem Tagesziel ist es nun nicht mehr weit. Eine Stunde führt der Höhenweg noch durch Kuhweiden bis wir die Lindauer Hütte erreichen.

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Der Weg belief sich heute auf 12,5 Km mit einem langen und steilen Abstieg gleich zu Beginn von 1.200 Hm. Der Aufstieg von ca. 100 Höhenmetern ergab sich aus dem bergauf und bergab des Laschätzer Höhenwegs und war kaum spürbar.
Die Lindauer Hütte erscheint auf den ersten Blick als riesen Kasten. Sie ist jedoch mit nagelneuen 4er-Zimmern sehr komfortabel ausgebaut und hervorragend geführt. Das Essen dürfen wir à la carte auswählen und ist sehr lecker.

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Tag 4. Lindauer Hütte – Drusator – Carschina Hütte – Partnun – St. Antönien
Schon von der Lindauer Hütte haben wir Blick auf die beeindruckenden Drusentürme und das Drusator, durch das wir heute schreiten wollen. Für den Aufstieg der 700 Hm sind 2,5 Stunden geplant, die wir bei dem weiterhin anhaltend schönen Wetter locker schaffen. Zuerst führt der Weg noch durch niedrige Heidelandschaft und Almwiesen und geht im oberen Bereich in eine bunte, karg bewachsene Felslandschaft und ein Geröllfeld über. Zum Schluss ist noch ein kleines Felstor zu passieren und schon stehen wir auf dem Pass in 2.343 m Höhe und schauen auf das schier endlose Gipfelmeer vor und hinter uns. Ein Schild zeigt uns, dass wir hier die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz passieren. Ab jetzt heißt es also „Gruezi“. Nach einem kurzen Abstieg erreichen wir die spektakulär unter der 2.818 m hohen Sulzfluh gelegene schnuckelige Carschinahütte. In dieser Lage und mit dem Ausblick schmecken Kaffee und Kuchen besonders gut. Weiter führt unser Abstieg über klingende Kuhweiden tief hinunter zu der Walsersiedlung Partnun. Wie hin gewürfelt wirken die typischen Walserhäuser, die wir schon von weitem auf der Hochalm am Talschluss erkennen können. Dort warten bereits die praktischen Bergroller auf uns, mit denen wir die lange Abfahrt nach St. Antönien versüßen.

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Der heutige Aufstieg mit 700 Hm zum Drusentor war leichter als erwart. Der Abstieg von 650 Hm zog sich etwas, wurde aber durch die Bergrollerfahrt wettgemacht. Mit 9 Km war die heutige Etappe nicht sehr lang. Landschaftlich war für mich heute der Höhepunkt der bisherigen Tour.
Das Berggasthaus Räthia liegt im kleinen Walserdorf St. Antönien. Wir sind in komfortablen Doppelzimmern mit Gemeinschaftsbädern untergebracht. Das Essen ist hervorragend und der Wirt betreut uns mit Schweizer Witz und Charme.

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Tag 5. St. Antönien – Jägglischhorn – Alpe Saas – Schlappin
Das schöne Wetter macht heute eine Pause. Aus diesem Grund disponieren wir um und gehen nicht über das 2.600 m hohe Rätschenjoch sondern über das mit 2.290 m etwas tiefer gelegene Jägglischhorn. Zuerst führt der Weg gemäßigt über einen Fahrweg hinauf zur Alp Hintersäss und weiter über Kuhweiden bis zum Sattel. Ein kurzer Abstecher auf dem Grat lässt uns den Gipfel des Jägglischhorn erreichen. Kaum haben wir den Sattel mit seiner Küchenschellenwiese passiert, fallen die Wolken tiefer und hüllen uns in einen leichten Nieselregen. Mit der Aussicht ist es jetzt leider vorbei. Schade, denn diese scheint vielversprechend zu sein. Der Weg zieht sich in einem ständigen bergauf und bergab am Hang dahin. Mal passieren wir einen Bach, mal erklimmen wir einen Felsvorsprung. So wandern wir ständig auf einer Höhe zwischen 1.800 m und 2.000 m durch die stillen Wolken, bis wir die Alpe Saas erreichen. Dort dürfen wir uns mit frischem Joghurt und Buttermilch stärken. Auf Vertrauensbasis versteht sich. Das tut gut, denn wir haben noch immer einen langen Weg vor uns. Weiterhin bleibt der Wanderweg auf der Höhe bis wir das Zügenhüttli erreichen. Ab hier geht es endlich bergab, durch Blaubeerenfelder in einem Wald voller bildschöner Fliegenpilze. Die Steinpilze, auf die wir beinahe treten, nehmen wir natürlich mit. Die gibt es heute zum Abendessen. Am Schluss stolpern wir direkt in den Berggasthof Erika bei Schlappin.

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Einen Besuch des kleinen Walserdorfes Schlappin darf man sich keinesfalls entgehen lassen. Eine handvoll traditioneller Holzhäuser mit Stall und Heuschober, bis heute bewohnt und gepflegt, versetzen uns in die Zeit der Walser, die vor hunderten von Jahren auszogen um neue Gebiete zu besiedeln. Ihre Fähigkeit mit den harten alpinen Bedingungen umzugehen ermöglichte es ihnen, die bis dahin ungenutzten Hochalmen zu bewirtschaften.

Der Aufstieg war auch heute wieder gemäßigt über nicht zu steile Almwiesen auf bequemen Wegen ca. 650 Höhenmeter. Vom höchsten Punkt fiel der Weg zuerst ab und verlief dann in einem ständigen auf und ab am Berg entlang. Auch bei Nebel und Nieselregen hatte die Stecke ihren besonderen Reiz. Bei schönem Wetter ist auf dem Höhenweg bestimmt mit einer beeindruckenden Kulisse zu rechnen.
Das Berggasthaus Erika ist mein Übernachtungsfavorit auf dieser Strecke. Ein liebevoll eingerichtetes kleines Gasthaus mit hübschen 2-Bettzimmern und Gemeinschaftsbad. Es kocht der Chef persönlich und zwar sehr sehr lecker.

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Tag 6. Schlappin – Klosters
Die Straße von Klosters nach Schlappin ist für Autos offiziell gesperrt. Ein perfekter Ort um Ruhe und Entspannung zu finden. Wandermöglichkeiten gibt es in alle Himmelsrichtungen. Doch für uns geht die Wanderwoche langsam zu Ende. Die Sonne scheint heute wieder und der Himmel spart nicht mit Blau. Ein Wanderweg führt uns durch den Gebirgswald hinab nach Klosters. Nachdem wir im Lauf der Woche immer wieder auf die Spuren der Walser getroffen sind, erfahren wir nun im Nütli-Hüschi-Walsermuseum viel Interessantes über das harte Leben aber auch über die besonderen Fähigkeiten der Walser, welche ihnen das Überleben in den großen Höhen der Alpen ermöglichte.

Heute ging es auf der 2-stündigen Wanderung nur bergab, bis sich das Tal weitete und Klosters in Sicht kam.
Die Rückfahrt von Klosters nach Oberstdorf dauert ca. 2,5 Stunden.

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Mein Resümee zum Walserweg:
Meine anfänglichen Bedenken, die Wanderung konditionell nicht bewältigen zu können, haben sich vom ersten Tag an zerstreut. Es handelt sich zwar um alpines Gelände doch die Steigungen sind nicht übermäßig steil und verteilen sich auf mehrere nicht zu lange anhaltende Etappen. Dennoch ist eine gute Grundkondition nötig und Bergerfahrung von Vorteil. Mit einem Gewicht von 7 Kg hatte ich mein Gepäck auf das allernotwendigste reduziert und war darüber sehr froh. Denn am Berg büßt man für jedes überflüssige Gramm.

Bei den Übernachtungen war ich auf Gemeinschaftslager in engen Berghütten eingestellt und wurde sehr positiv überrascht. Nur in der Biberacher Hütte waren wir in einem größeren Lager untergebracht, in allen anderen Unterkünften schliefen wir in komfortablen 2- oder 4-Bettzimmern. Die Verpflegung war in allen Unterkünften hervorragend. Für die Mittagspause konnten wir uns Brote beim Hüttenwirt kaufen oder kehrten auf der Strecke ein.

Die Route ist landschaftlich wunderschön und von Geschichte und Kultur geprägt. Bildschöne Walserhäuser säumen den Weg, der ansonsten kaum begangen wird. Während der ganzen Woche trafen wir nur auf wenige Wanderer.

Den Walserweg von Oberstdorf nach Klosters kann ich jedem empfehlen, der eine nicht zu anstrengende Trekkingtour in einer abwechslungsreichen Alpenlandschaft machen möchte. Für Wanderer, die gerne mal eine Mehrtageswanderung angehen möchten, ist der Walserweg bestens geeignet.

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Walserweg Teil 1
Großer Walserweg I – von Oberstdorf nach Kosters

Walserweg Teil 4
Großer Walserweg IV – Von Saas Grund nach Zermatt

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