Südfrankreich mit dem Camper

Südfrankreich Campingleben in Frankreich
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Sonntag 26.08.2023 Edolo
Unsere erste Nacht im Camper. Wir wachen im Val Camonica auf. An einem kleinen Picknickplatz am Rand des Dorfes. Nachts hat es immer wieder heftig geblitzt und geregnet.
Gestern haben wir in Innsbruck unseren kirschroten VW T4 Baujahr 1996 abgeholt, der uns in den nächsten drei Wochen durch Südfrankreich fahren soll und außerdem unser zuhause sein wird. Die Eigenheiten des Campingbusses müssen wir erst noch kennenlernen. Er wird vermutlich einen ersten Gang haben, aber er verrät uns nicht wo. Anfahren im dritten Gang mag er gar nicht. Das ist im Stau auf der Brennerautobahn besonders lästig. Bis Bozen gibt es immer wieder Wartezeiten an den Mautstellen. Wir entscheiden uns, den Mendelpass nach Sarnornico zu nehmen und üben jetzt mal das Fahrverhalten auf steilen Passstraßen. Auf der Autobahn konnten wir dem Bus noch 80 km/h entlocken, jetzt sind es noch maximal 60 Km/h. Macht nichts. Wir haben ja Zeit. Unsere erste Pause ist am Nachmittag bei einem Eiskaffee in Sarnornico. Dann geht es weiter durch das Trentino über den Tonale Pass durch das enge Tal zwischen Adamello und Presanella. Landschaftlich ein Wechselspiel zwischen hohen Bergen mit Gletscherzipfeln, öden Skigebieten mit noch öderen Skiorten. Es hat zu regnen begonnen. Wir steuern mehrere Übernachtungsoptionen an, und entscheiden uns schließlich für den Picknickplatz bei Edolo, wo wir auf einem kleinen geteerten Platz stehen können.

Schon einige Tage vor unserem Reisebeginn haben wir unseren gesamten Hausrat zusammengetragen und auf das nötigste reduziert. Dennoch sind gefühlte Unmengen an Ausrüstung zusammen gekommen, die wir an unserem ersten Abend in unserem neuen Heim verstauen müssen. Das größte Volumen nehmen zwei Reisetaschen mit unserem Bettzeug ein. 2 Wolldecken in Bettbezügen, 2 Kopfkissen, 2 Spannbettlaken, 1 Isomatte, eine Wolldecke als Unterlage. Außerdem haben wir zwei Reisetaschen mit Kleidung und persönlichen Gegenständen dabei, zwei Kartons mit Elektrogeräten, Ladekabeln und Reiseliteratur und eine Wanne voll Geschirr und Fresszeug. Dazu kaufen wir auf dem Weg noch 27 Liter Wasser, mehrere Flaschen Wein, Bier und Säfte sowie Brot und ein paar Lebensmittel. Der Bus entpuppt sich als Raumwunder. Wir bringen alles locker in den Schränken und Fächern unter und es hat sogar noch Spiel. Das ist super. Keine Kartons die während der Reise ständig im Weg stehen und herumrutschen.

Das Spülbecken im Bus können wir leider nicht benutzen, es ist nicht angeschlossen. Das ist ungünstig. Wir können nicht mal kurz die Hände oder ein Stück Obst abwaschen. Außerdem haben wir im Innenraum keinen Tisch zur Verfügung. Also jonglieren wir die Teller beim Abendessen auf dem Schoß. Der Beifahrersitz lässt sich ohne großen Aufwand drehen, das ist wiederum ein Pluspunkt. Prima sind auch die kleinen Blenden an den Scheiben vorne. So kann man die Fenster nachts oder während der Fahrt ein wenig geöffnet halten, ohne dass es herein regnet. Für den Anfang sind wir erst mal recht zufrieden. Wir richten es uns gemütlich ein und genießen es, im trockenen warmen Auto zu sein, während draußen der Regen auf die Scheiben trommelt.

27.08.23 Edolo – Acienda Acricola Busche in Rossana
Von den Bergen, die sich hinter den grauen Wolken verstecken, haben wir jetzt genug und entscheiden uns direkt nach Bergamo und weiter bis Saluzzo zu fahren. Zuerst kurven wir noch durch die schöne Landschaft des Camonica-Tals doch schon bald lassen wir die Berge hinter uns und treffen in Bergamo auf die A4 die uns über Mailand und Turin auf dem schnellsten Weg Richtung Südfrankreich führen soll. Es ist schwer, der Region etwas Positives abzuringen. Stundenlang im Dauerregen führt die eintönige Autobahn durch langweilige Landschaft, durch nervigen Großstadtverkehr mit hässlichen Industriegebieten, unterbrochen von lästigen Mautstellen. Es gibt keinen Grund für einen Fotostopp anzuhalten. Ein Lichtblick zeigt sich erst wieder hinter Turin, wo wir die Autobahn in Richtung Saluzzo verlassen. Hier zeigt sich zum ersten Mal ein wenig blauer Himmel und im Hintergrund kann man den Alpenkamm geschmückt mit dicken weißen Wolken erkennen. Saluzzo ist ein übersichtliches nettes Städtchen, das sich für einen Stopp lohnt. Wir unternehmen einen kleinen Rundgang durch das beschauliche Städtchen, gehen hoch in den alten Teil der Stadt mit Kirche und Kloster und gönnen uns dort einen Kaffee. Wir wären gerne in Saluzzo geblieben, doch leider gibt es hier keinen Campingplatz. Der Wohnmobil-Stellplatz ist zwar recht hübsch, aber es gibt dort keine Toilette, was für uns ein Problem ist. Also suchen wir uns einen Schlafplatz etwa 10 km entfernt bei Rossana auf einer Farm, die nur über eine halsbrecherisch steile Straße zu erreichen ist – wir erinnern uns, dass unser Bus nicht preisgibt, wo sich der erste Gang befindet. Dort ist es wunderbar still, mit einer Toilette und Dusche, und einem Freisitz, wo wir trotz des Dauerregens draußen sitzen können. Wir sind froh, nach der langen, eintönigen Fahrt einen so schönen Übernachtungsort gefunden zu haben.

Südfrankreich, Gorges du Cians
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Montag, 28.08.2023 Rossana (Italien) – Entrevaux (Frankreich)
Die ganze Nacht hat es heftig geregnet. Wir starten los, in Richtung Sturatal im Piemont. Als wir in die Berge kommen, wird die Landschaft wieder ein wenig interessanter. Es regnet immer noch, doch schon bald biegen wir ab auf einen sehr steilen Pass mit anfangs vielen Haarnadelkurven in Richtung Col de Lombarde. Wir machen einen kurzen Abstecher mit Mittagspause beim Kloster St. Anna von Vinadio. Weiter schrauben wir uns den Berg hinauf, bis zur Passhöhe, wo wir die Grenze ins gelobte Land Südfrankreich überqueren. Unserem Auto haben wir inzwischen auch sein Geheimnis entlockt und ihm seine Marotte mit dem ersten Gang ausgetrieben. Vom 2.350 Meter hohen Pass geht es über endlos viele Kurven hinunter ins Skigebiet Isola 2000 und über nochmal so viele enge und sehr steile Kurven in das enge Tal bis Isola. Ein kurzer Spaziergang durch den ausgestorbenen Ort, aber leider gibt es hier keinen Kaffee für uns. Wo sind nur all die Leute? Als ob wir noch nicht genug enge Straßen und Kurven gefahren währen, biegen wir gleich wieder auf eine Bergstraße ab und besuchen das Bergdorf Roubion. Ein kurzer Spaziergang durch den Ort mit seinen engen Gassen und einer tollen Aussicht in die engen Schluchten des Gebirges. Doch auch hier gibt es im einzigen Café des Ortes keinen Kaffee für uns. Auch hier alles ausgestorben. Weiter kurven wir nach Beuil. Es ist schon später Nachmittag, doch es gibt keinen so richtigen Stellplatz für die Nacht, also nehmen wir noch die Gorges du Cians als weiteren Höhepunkt des Tages ins Programm auf. Die verwundene Straße führt steil hinab durch die enge Schlucht mit ihren beeindruckenden dunkelroten steil aufragenden Felswänden. An einigen Parkbuchten kann man anhalten und auf der alten Straße entlang der Schlucht laufen und staunen. Die Schlucht ist allein durch seine Länge aber auch wegen des interessanten Gesteins sehr beeindruckend und damit ein Höhepunkt der Reise. Nun folgen noch die letzten 20 Kilometer des Tages, die einzigen, die nicht über enge Kurven führen, bis Entrevaux, wo wir uns auf einem RV-Stellplatz für die Nacht einrichten. Ein kurzer Spaziergang durch den mittelalterlichen Ort. Doch auch hier gibt es nichts zu essen für uns. Auch dieser Ort ist wie tot. In einem kleinen Bistro finden wir schließlich eine Kleinigkeit zu essen. Ein kulinarisches Highlight ist es jedoch nicht.

Südfrankreich, Gorges Daluis
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Dienstag, 29.08.2023 Entrevaux – Colmars
Kaum wacht man in Südfrankreich auf, scheint auch schon die Sonne. Den Regen haben wir endlich hinter uns gelassen und wir machen uns auf den Weg zu einem ganz besonderen Höhepunkt. Die Schlucht Daluis. Wir erreichen sie nach wenigen Kilometern und unternehmen eine kleine Wanderung zu einem Aussichtspunkt. Die steilen roten Felswände sind mehr als beeindruckend. Dazwischen schlängelt sich die Autostraße teils durch Tunnel, teils am steilen Abgrund entlang. Man möchte es nicht für möglich halten, dass diese Straße überhaupt irgendwo hinführt geschweige denn, dass es nach dieser engen Schlucht noch irgendwo weitergeht. Wir besuchen die Brücke „Marie“ und gelangen schließlich in den Ort Guillaumes. Hier gibt es in einem Restaurant leckeres Mittagessen für uns. Noch nicht genug der Passstraßen überqueren wir noch den Col de Champs mit seinen ungezählten Serpentinen und Kurven. Im Bereich der Passhöhe flitzen die Murmeltiere über die Straße. Wir halten dort für eine Kaffeepause bei schönster Aussicht, bevor es über die steile, enge Straße wieder hinunter geht nach Colmars. In dem mittelalterlichen Ort finden wir einen schönen Stellplatz unter Pinienbäumen.

Col du Champs
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Mittwoch, 30.08.2023 Colmars – La Palud sur Verdon
Der heutige Tag steht unter dem Motto des Wanderns. Er beginnt gleich mal mit einem Spaziergang zu einem hübschen Wasserfall ganz in der Nähe von unserem Schlafplatz. Als wir den Ort verlassen entdecken wir sogar noch einen Supermarkt und eine Bäckerei, wo wir uns mit Lebensmitteln eindecken. Ansonsten ist das Dorf zwar hübsch anzusehen, hat aber weiter nicht viel zu bieten.
Unser nächster Halt ist in Castellan. Hier schlendern wir durch den historischen Ortskern und den kleinen Wochenmarkt mit seinen sündhaft exklusivem Käse- und Wurstangebot. Der Trüffelkäse kostet bescheidene 149 Euro – das Kilo. Wir verzichten auf eine Käsesemmel und holen uns in einer Bäckerei etwas zum Mittagessen. Die folgende Landschaft erinnert ein wenig an Kanada. Wälder und milchig blaue Stauseen begleiten uns auf dem Weg zur Verdon-Schlucht.

Käsestand in Südfrankreich
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Eine Wanderung führt vom Parkplatz hinunter zum grünen Fluss Verdon und über eine Brücke. Von hier geht es stetig durch Wald bergauf, bis sich nach 300 Höhenmetern eine kleine Lichtung auftut. Wir treffen gerade mal eine Handvoll Leute. Das Ziel der Wanderung erkennt man daran, dass sich eine kleine natürliche Felsbarriere auftut, hinter der es auf direktem Weg 300 Meter in die Tiefe geht. Den Geiern ist das gerade recht. Sie nutzen die Thermik und segeln in atemberaubender Nähe an uns vorbei. Ein fantastisches Schauspiel. Gegenüber ist die andere Seite der steil abfallenden Felswand der Verdon-Schlucht erkennbar.
Es ist nicht mehr weit nach La Palud sur Verdon, wo wir uns in einem Municipal Campingplatz für die Nacht einrichten. Hier gibt es kostenlos WLAN direkt an unserem Lager und Strom ist auch vorhanden.

Gänsegeier
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Donnerstag, 31.08.21 La Palud sur Verdon
Heute steht die Rundfahrt entlang der Verdon-Schlucht auf dem Programm. Eine wie üblich enge, kurvige Straße führt erst mal hinauf auf die beeindruckende Klippe, von der man dann tief in die schwindelerregende Schlucht hinunter schaut. Immer wieder kommen Parkplätze an Aussichtspunkten mit immer wieder neuen Perspektiven. Die Geier segeln so nah vorbei, dass man die Sonne auf ihren breiten Schwingen glänzen sehen kann. Die Verdon-Schlucht mit ihren senkrecht abfallenden Felswänden, zu deren Füßen sich der grüne Verdon-Fluss windet, wird völlig zu Recht der Grand Canyon Frankreichs genannt. Die Fahrt führt im Uhrzeigersinn auf einer Panoramastraße entlang. Der spektakulärste Teil ist gleich zu Anfang, doch auch im zweiten Drittel eröffnen sich großartige Ausblicke. Nach 20 Km endet die Rundfahrt wieder am Startpunkt in La Palud sur Verdon. Wir besuchen noch den 8 km entfernt liegenden Ort Rougon. Das winzige Dorf liegt etwas oberhalb der Schlucht und liegt mal wieder wie verschlafen da. Das einzige Leben brummt in einer Crêperie mit schönem Ausblick. Das Tagesmenü besteht aus einem herzhaften und einem süßen Crêpes sowie einem Getränk. Da lassen wir uns nicht bitten und verbringen dort unsere späte Mittagspause. Das Nachtlager ist dasselbe wie gestern.

Verdonschlucht in Südfrankreich
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Freitag, 01.09.23 La Palud sur Verdon
Nachdem wir die Schlucht mit dem Auto abgefahren sind, wollen wir sie noch zu Fuß erkunden. Ein Wanderweg führt 14 Km längs durch die Schlucht. Von La Palud fährt ein Bus zum Einstiegspunkt am unteren Ende der Schlucht. Aufgrund der hohen Nachfrage haben wir die Plätze im Bus zwei Tage vorher online gebucht. Zuerst gilt es 300 Hm bis zum Talgrund abzusteigen. Dann führt ein Wanderweg mit einem stetigen bergauf und bergab durch den Wald. Einen Zugang direkt zum Fluss gibt es leider nicht. Schließlich macht der Verdon ein 180° Schleife. Um diese auszusparen führt der Wanderweg sehr steil über die Landnase hinauf und anschließend gefühlt senkrecht über eine Eisentreppe ca. 100 Höhenmeter wieder hinunter. Nichts für schwache Nerven. Doch der Abstieg ist noch nicht zu ende. Wir verlieren weiter an Höhe und erreichen fast das Flussniveau. Immer wieder gilt es kurze ausgesetzte Passagen zu überwinden. Ein stetiges bergauf und bergab folgt, bis endlich eine etwas entspannte Etappe kommt. Für eine Weile läuft es sich sehr angenehm durch schattigen Wald unterhalb der steil abfallenden Felswände, die wir gestern von oben bestaunt haben. Eine Taschenlampe darf man auf dieser Route nicht vergessen, denn ziemlich am Ende kommen zwei Tunnel. Ein kürzerer und einer mit 600 Metern Länge. Danach kann man zum ersten Mal direkt an den Fluss gelangen und die glühenden Füße kühlen, bevor es daran geht, die Schlucht über einen 200 Höhenmeter steilen Aufstieg wieder zu verlassen. Das alles ist in 5 ½ Stunden zu schaffen, wenn man nicht zu lange Pausen macht. Der Bus gibt uns 6 ½ Stunden Zeit. Es ist also noch etwas Zeit für eine erfrischende Cola, bevor wir wieder zurück nach La Palud sur Verdon fahren, wo unser Campingbus auf dem Campingplatz sowie eine dringend notwendige Dusche wartet.

Verdonschlucht in Südfrankreich
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Samstag, 02.09.23 Quinson
Nach so einem langen Wandertag gestern, sind wir heute noch ein bisschen angeschlagen und wollen es ein bisschen ruhiger angehen. Schon nach wenigen Kilometern entlang der sich weiter fortsetzenden Schlucht erreichen wir ein kleines Bergdorf Moustiers Sainte Marie. Wir schlendern durch die Gassen, gönnen uns ein zweites Frühstück und stöbern ein bisschen in den Shops. Leider gibt es nur Touristenschnickschnack, den wir genauso gut in jedem Touristenort der Welt kaufen könnten. Also kurven wir weiter durch das Land um schon nach wenigen Kilometern am Wasser des Verdons zu stehen. Hier zwischen zwei Stauseen kann man auf dem Fluss mit einem Kanadier die Schlucht nochmal von einer anderen Perspektive aus betrachten. Auf dem smaragdfarbenen, eiskalten Wasser paddeln wir durch die schmale Schlucht bis es nicht mehr weiter geht. Dann lassen wir uns von der leichten Strömung und dem Rückenwind langsam zurücktreiben zum Bootsvermieter.
Es ist schon früher Nachmittag, wir fühlen uns ein wenig matschig. Scheinbar haben wir zu viel Sonne abbekommen. Wir steuern einen Municipal Campingplatz an, doch der hat die Saison bereits abgeschlossen. Im nächsten Ort Quinson gibt es einen großen Parkplatz mit Toilette, auf dem wir gut aufgehoben sind. Erst mal ein bisschen ausruhen und sehen, was der restliche Abend noch bringt.

Verdonschlucht in Südfrankreich
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Sonntag, 03.09.23 Oppedette
Scheinbar haben wir uns vor ein paar Tagen abends im kalten Wind eine Erkältung zugezogen und sind heute ziemlich angeschlagen. Also legen wir zur Abwechslung einen Ruhetag ein. Am Morgen besuchen wir noch kurz das Örtchen Quinson, das ebenso verschlafen ist, wie alle anderen Orte zuvor. Dann packen wir zusammen und verlassen den RV Parkplatz von Quinson. Auch heute geht es immer wieder von Tälern auf Hochebenen und wieder herunter. Hin und wieder sind abgeerntete Lavendelfelder zu sehen. Manchmal auch ein trockenes Getreidefeld. Insgesamt aber eine Mischung aus verbuschter Landschaft und abgeernteten Feldern. Es sieht jedoch nicht sehr fruchtbar sondern staubtrocken aus. Wir passieren ein paar wunderschöne Platanenalleen, wie man sie oft auf Reiseführern Titelbildern sieht. In Esparon an der Schlucht halten wir kurz an, sind aber für eine Wanderung nicht fit genug. Ein Mittagspäuschen auf einem Hügel im Schatten bevor es weitergeht nach Oppedette. Es ist so heiß und wir sind so schlapp, dass wir erst mal auf einem schönen, ruhigen Parkplatz das Dach aufstellen und eine Siesta halten. Die Gorge Oppedette muss warten. Das Dorf selbst ist noch verschlafener als alle vorherigen und dennoch gibt es rundherum viele Parkplätze. Es scheint also eine beliebte Wanderregion zu sein. Weder Café noch Restaurant noch ein Laden, einfach nichts. Die Wanderung durch den Canyon stellt sich als ziemlich anstrengend heraus. Kein Wunder bei der Steilheit und der Hitze von 35 ° C.

Südfrankreich, Platanenallee
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Montag, 04.09.2023 Gordes
Nach einem Ruhetag gestern hat sich die Erkältung bis auf zwei laufende Nasen verflüchtigt. Der Tag steht unter dem Zeichen des roten Ockers. Wir verlassen den schönen Stellplatz unter einer Platanenallee und werden uns besonders positiv an die supermoderne Toilette im Dorf erinnern. Der nächste Stopp ist erst mal in Apt. Der einzige größere Ort, den wir seit einer Woche gesehen haben. Wir lassen uns die Gelegenheit nicht nehmen im Supermarkt unsere Wein- und Chips-Vorräte und natürlich auch Trinkwasser aufzustocken und unser tapferes Auto zu tränken.
Wir erreichen Rustrel, wo es die ersten Ockerfelder zu besichtigen gibt. Der Parkplatz ist gebührenpflichtig, dafür gibt es Platz im Schatten. Die längere Rundwanderung führt durch schattigen Pinienwald zu ein paare Aussichtspunkten, wo man schön auf dem ehemaligen Ockerbruch mit seinen Rottönen blicken kann.

Ockerbruch Rustell
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Ockerbruck Rustell
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Nicht weit davon entfernt liegt Roussillon, ein weiterer bekannter und geschützter Ockerbruch. Auch hier kann man einen schönen Rundweg durch schattigen Wald laufen. Inzwischen ist es Nachmittag geworden und ziemlich heiß. Jeder Schritt bergauf treibt uns den Schweiß aus den Poren und die Atemluft ist irgendwie knapp. Aber die Farben der Ockerfelsen sind auf jeden Fall wunderschön. Wir schlendern noch kurz durch den hübschen Ort und fahren dann weiter nach Gordes. Vorübergehend zeigt das Thermometer im Bus 45,5 ° C an. Wir finden einen superschönen Campingplatz hoch über Gordes, mit Blick auf die umliegende Bergkette. Das Bad ist nagelneu und sehr modern und vor allem: es gibt einen Pool, in den wir uns bei diesen Temperaturen direkt hineinwerfen.

Ockerbruch Roussillon
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Roussillon in Südfrankreich
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Dienstag, 05.09.2023 Robion
Die Sehenswürdigkeiten liegen hier alle ganz nah beieinander. Insbesondere die „schönsten Orte Südfrankreichs“. Wir beginnen mit einem Spaziergang vom Campingplatz hinunter nach Gordes. Der dortige Markttag gibt dem historischen Städtchen noch die richtige Färbung. Groß ist der Ortskern ohnehin nicht, aber trotzdem sehenswert, was auch entsprechend Touristen anzieht.

Gordes
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Nicht weit davon entfernt liegt das berühmte Abbey Notre-Dame de Senanque, welches auf jedem Provence-Kalender zu finden ist. Die Lavendelblüte ist schon vorbei und dennoch ist das Kloster mit seinen weiß leuchtenden Steingebäuden sehr schön anzusehen. Weiter geht die Fahrt nach Venasque. Wieder ein schönes historisches „schönstes Dorf Südfrankreichs“. Wir können dem nur zustimmen. Es ist ein weiterer verschlafener Ort irgendwo auf einem Hügel mit einem schönen Ausblick rundherum und einem winzigen Dorfzentrum, wo wir leckere Salate zum Mittagessen bestellen. Von hier können wir bis zum Mt. Ventoux sehen, den wir auf einer früheren Reise bereits erkundet haben.

Abbaye Notre Dame
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Der letzte angestrebte Höhepunkt des Tages sollen die Fontaines des Vaucluse sein. Doch die erweisen sich als ziemlich witzlos. Der Ort selbst ist touristisch sehr gut frequentiert. Der Verkehr quetscht sich durch das enge Dorf zu den gebührenpflichtigen Parkplätzen. Die Parkgebühr wäre unseres Erachtens besser in ein Eis investiert. Der kurze Weg zur Quelle wird von einer Eisdielenallee begleitet und endet vor einer Felswand an einem Geländer, das nicht übertreten werden darf. Von dieser Perspektive ist überhaupt nichts von der Quelle zu sehen. Also steigen alle Besucher beherzt über das Geländer und versuchen näher an die Quelle zu kommen, die nichts als ein Schlammloch zeigt. Da stellt sich jedoch die Frage woher das schöne Wasser kommt, das in einem Bach auf der anderen Seite des Wegs hinunter fließt. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass das Wasser nicht aus der Quelle, sondern irgendwo aus der Felswand unter dem Wanderweg herausquillt. Das sieht sehr hübsch aus, aber die touristische Inszenierung dazu wirkt irgendwie eigenartig. Wir haben genug gesehen und suchen uns einen hübschen kleinen Campingplatz bei Robion. Wir fühlen uns sofort in die Flower-Power-Zeit hineinversetzt. Hier ist es so gemütlich, dass man am liebsten länger bleiben möchte. Nach der Hitze tut die Abkühlung im Pool gut und danach gehen wir zum gemütlichen Teil bei Rotwein und Chips über. Zwei kleine Kätzchen leisten uns Gesellschaft, die uns an unsere kleine Nora erinnern.

Quelle Fontaines Vauclouse
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Mittwoch, 06.09.23 St. Remis de Provence
Die schmalste Schlucht Südfrankreichs steht heute auf dem Plan. Nicht weit von unserem schnuckeligen Campingplatz entfernt starten wir noch in der Morgenkühle zu dieser Wanderung. Wir sind schon ziemlich zufrieden mit der Landschaft, als die schmale Schlucht erst richtig beginnt. An manchen Stellen ist der Himmel nicht mehr zu sehen, die Schlucht ist gerade mal breit genug, dass man noch bequem durch kommt. Hin und wieder scheint das Ende erreicht zu sein, doch über kleine Kletterpassagen geht es immer weiter. Schließlich öffnet sich das Bachbett in einen schattigen Wald und der Wanderweg kann zu einer Runde zum Parkplatz vollendet werden. Wir haben allerdings Lust, die bemerkenswerte Schlucht nochmal zu laufen und gehen einfach auf demselben Weg zurück.
Inzwischen ist es Mittag geworden und wie erwartet schon ziemlich heiß. Als Kontrast zum Naturprogramm steht nun Kulturprogramm auf der ToDo-Liste. Bei St. Remis gibt es eine Römersiedlung Glanum, die wir natürlich ausführlich erkunden. Doch erst wenn das Pflichtprogramm erledigt ist, gibt es ein Eis und ein bisschen Bummeln in dem sehr hübschen Ort St. Remis. Den sehenswerten Wochenmarkt haben wir leider um einen halben Tag verpasst.
In der Nähe von St. Remis finden wir einen großen öffentlichen Parkplatz, wo wir für die Nacht stehen bleiben können.

Glanum in Südfrankreich
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Donnerstag, 07.09.2023 Pont du Gard
Das Römerprogramm ist noch nicht beendet. Doch zuerst besuchen wir den Ort Les Beaux, dessen mittelalterliche Burganlage oder besser, was davon übrig ist, hoch oben auf dem Berg in die Landschaft strahlt. Es empfiehlt sich, schon sehr früh da zu sein, denn im Lauf des Vormittags schütten Busse Unmengen von Menschen aus und der kleine Ort läuft langsam mit Besuchern voll. Von der Burg aus hat man einen herrlichen Überblick über das Land und man könnte sich sogar einbilden, am Horizont das Meer zu sehen. Auf dem Zurückweg kann man durch die kleinen Geschäfte trollen und Seifen kaufen. Ein kurzer Fotostopp an einer alten Windmühle und weiter geht die Fahrt zur nächsten Sehenswürdigkeit dem Abbeye Montmajour. Ein Riesenkasten von Kloster und sehr beeindruckend, was die Herren Mönche damals schon alles bauen konnten.

Abbeye Montmajour
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Nun kommen wir aber zu den Römern und widmen diesen den Nachmittag in Arles. Hier besuchen wir das Kolosseum und das Antike Theater sowie die Kirche und kühlen uns mit einem Eis ab. Der Fotos noch nicht genug gibt es noch einen letzten Fotostopp in Tarascon beim Schloss, welches direkt an der mächtigen Rhone liegt. Wir möchten gerne ein Urlaubserlebnis von 2020 – dem Coronajahr – auffrischen und suchen den Campingplatz La Sousta am Pont du Gard auf. Es ist ein bisschen voller als damals aber wir finden dennoch einen schönen Schlafplatz. Auch diesmal schnappen wir uns eine Flasche Rotwein und Snacks und genießen fast alleine den Sonnenuntergang mit Blick auf das prächtige 2000 Jahre alten Aquädukt.

Kolosseum in Arles
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Freitag, 08.09.2023 Cassis
Vom Pont du Gard kann man sich nur schlecht losreißen, daher vertrödeln wir den Vormittag noch in seiner Nähe. Dann manchen wir uns auf den Weg ans Meer. Die Brücke von Avignon und den Papstpalast lassen wir links liegen und schlucken einfach mal ein paar Kilometer auf der Autobahn in Richtung Süden. Next Stopp ist Vertabren, ein „schönstes Dorf Südfrankreichs“ in dem es nichts gibt – außer einem Intermarché, wo wir verspätete Mittagspause machen. Erst bei der Weiterfahrt, kurz hinter dem Bergdorf wartet eine Überraschung, nämlich ein weiteres Aquädukt, das es von der Größe beinahe mit dem Pont du Gard aufnehmen kann. Warum er dermaßen unbekannt ist, ist uns unbegreiflich. Über viele Nebenstraßen erreichen wir am späten Nachmittag Cassis und hoffen inständig, auf dem sehr beliebten Campingplatz „Le Cigale“ noch ein Plätzchen zu finden. Das Glück ist auf unserer Seite, wir ergattern einen der letzten Stellplätze, danach ist „complete“. Ein abendlicher Bummel in das Örtchen am Meer entpuppt sich als halbstündige Wanderung über 100 Höhenmeter hinunter und später wieder hinauf. Und das bei immer noch mehr als 30 Grad. Am Hafen tobt der Bär. Ein Restaurant neben dem anderen und kein freier Stuhl dazwischen. Wir schlendern entlang des Hafenbeckens und bestaunen die hübschen Jachten. Die Häuserkette rundherum ist mit Lichterketten illuminiert, so dass bei einbrechender Dunkelheit schließlich nur noch die Silhouette des Städtchens zu sehen ist. Wir staunen über die Menschenmengen, die hier mit Austern, Muscheln und Co. abgefüttert werden. Tagsüber scheinen sich alle in den kühlen Häusern zu verstecken und abends kriechen alle raus und setzen sich stundenlang in die Straßenrestaurants. Faszinierend. Direkt auf unserem Zeltplatz gibt es heute Livemusik, die wir bei einem Gläschen Rotwein noch genießen.

Hafen von Cassis in Südfrankreich
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Samstag, 09.09.2023 Cassis
Wir möchten noch ein wenig länger das Flair von Klein-St.-Tropez genießen. Am Hafen werden Bootsfahrten entlang der Küste angeboten um die berühmten Les Calanques zu besuchen. Also lassen wir uns 2 Stunden lang von einer Bucht in die nächste schippern, machen Fotos von Felsen und Stränden und schauen in das unglaublich blaue Wasser der – wie der Name schon sagt – Cote d‘Azur. Später suchen wir uns einen kleinen Strand aus und erfrischen uns in dem klaren, kühlen Wasser. So soll sich Urlaub anfühlen. Ein richtiger Faulenzertag zwischendrin muss auch mal sein. Die Temperaturen der letzten Tage lagen bei 30 bis 35 Grad.

Côte d'Azur
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Sonntag, 10.09.2023 Heyeres
Axel, so nennen wir unseren VW Bus, ist ein robuster Kerl aus den 90er Jahren. Mit seinen 57 KW – 77 PS ist er nicht gerade eine Rakete, aber er tut zuverlässig was er soll. Er brummt tapfer jeden Berg hoch und tuckert auf der Autobahn gemütlich vor sich hin. Für Leute, die vor 30 Jahren ihren Führerschein auf einem baugleichen VW Golf gemacht haben, fährt es sich fast schon ein wenig nostalgisch. Dass man einen Kugelschreiber braucht, um die Uhr zu stellen oder einen speziellen Schlüssel einstecken muss, um die Wegfahrsperre zu lösen, das wissen nur noch Oldtimer, die aus demselben Zeitalter stammen. Das Geheimnis mit dem ersten Gang haben wir inzwischen gelüftet. Dieser lässt sich nämlich nur einlegen, wenn vorher der 2. Gang drin war. Aus dem Standgas heraus in den Ersten zu schalten mag Axel nicht und bestraft den Fahrer mit der holprigen Anfahrt im Dritten. Morgens wiehert Alex wie eine unwillige Herde Mustangs, doch nach ein paar Hundert Metern ist er gebändigt und folgsam. Den Keilriemen zu spannen würde das Problem vermutlich lösen. ABS hat Axel nicht, aber dafür so schlechte Bremsen, dass eine Vollbremsung ohnehin unmöglich ist. Sicherheitshalber haben wir aus der Verdon-Schlucht zwei große Steine mitgenommen, die wir jeweils vor die Reifen klemmen, selbst wenn wir kurz anhalten. Nicht dass er sich selbstständig macht und ohne uns davon fährt. Oder schlimmer noch, mit uns.
Soweit so gut, bis zu dem Tag an dem Axel nicht mehr wiehert und komplett den Geist aufgibt. Ahnungslos starten wir morgens in Cassis um ein wenig die Panoramastraße entlang der Klippen zu fahren. Es gibt ein paar schöne Aussichtspunkte, wo wir für einen Fotostopp anhalten. In Bandol an einer Tankstelle will Axel nicht mehr anspringen. Er tut keinen Mucks mehr, alle Lichter sind erloschen, die Batterie ist komplett leer. Ein freundlicher Herr hilft uns mit einem Überbrückungskabel, doch von nun an können wir den Motor nicht mehr ausstellen und wissen nicht wohin. Offensichtlich hat die Lichtmaschine aufgegeben und die Batterien nicht mehr geladen. An einem Parkplatz treffen wir den Helfer von der Tankstelle wieder. Er ruft für uns einen Pannendienst an, auf den wir auf dem Parkplatz schließlich 2,5 Stunden warten müssen. Endlich kommt er mit einem Abschleppwagen eingebogen. Wir ahnen schlimmes. Wir wollen doch nicht abgeschleppt werden. Der Mechaniker diagnostiziert auf einen Blick, dass wir ein Problem mit der Elektronik haben. An einen Defekt am Keilriemen glaubt er nicht und der wäre vor Ort auch nicht zu reparieren. Die Alternative ist, zur nächsten Werkstatt abgeschleppt zu werden, doch das kostet 1500 Euro pro 2 Km und die hat außerdem heute am Sonntag zu. Für das Wechseln der Batterie und einer Sicherung knöpft er uns schließlich schockierende 969 Euro ab. Wir fühlen uns ordentlich abgezockt. Außerdem zweifeln wir daran, dass das Problem nun behoben ist. Schon bald stellen wir fest, dass sich die Batterien immer noch nicht aufladen. Wir finden einen Zeltplatz in der Nähe von Heyere am Strand. Noch ein Bad im Meer und morgen ist Montag und die Werkstätten haben wieder geöffnet.
Die im Mietpreis inkludierte Pannenversicherung bezahlte nach wochenlanger Bearbeitungszeit mit unzähligen Nachfragen bis hin zur Schlichtungsstelle nur 288 Euro für die Dienstleistung des Pannendienstes, nicht jedoch die berechneten 681 Euro für die Batterie. Der Fahrzeugbesitzer deutete an, für die Batterie nicht aufkommen zu wollen, weil der Tausch angeblich nicht notwendig gewesen sei. Auf diesen Kosten sind wir bis heute sitzen geblieben.

Montag, 11.09.23 Heyeres
Ein neuer Tag und wir sind zuversichtlich, dass wir Axel gerichtet bekommen. Wir steuern gleich früh am Morgen die erste Werkstatt an und werden sofort abgewiesen ohne überhaupt angehört zu werden. Keine Kapazitäten, nicht mal für eine Kleinigkeit. Das kommt unerwartet. Im Montag-Morgen-Rush-Hour-Verkehr suchen wir den Weg zu einer VW-Werkstatt. Die Dame lässt mich erst ewig warten um mir dann mitzuteilen dass sie in zwei Wochen einen Termin für mich hat. Eine kleine Werkstatt daneben schickt uns auch fort – ausgebucht, und die Citroen-Werkstatt nimmt keine VWs an und ist ebenfalls voll. Inzwischen trauen wir uns schon nicht mehr den Motor abzustellen und warten überall mit laufendem Motor bis wir weggeschickt werden. Erst bei der 5. Werkstatt werden wir angehört. Hier ist der Teufel los. Ein Kommen und Gehen. Ein Mechaniker nimmt sich unseres Problems an. Die Diagnose: Lichtmaschine kaputt. Ob die Reparatur noch heute erfolgen kann, ist davon abhängig, ob und wann die Ersatzteile geliefert werden. Vielleicht heute, vielleicht morgen. Puh, prima, und wo sollen wir dann schlafen? Die Wartezeit verbringen wir am Strand, zu dem wir 45 Minuten hinlaufen müssen. Aber besser als auf einem langweiligen Supermarktparkplatz ewig zu warten. Am Nachmittag kehren wir mit einem Bus zurück zur Werkstatt und müssen dort erst mal dafür sorgen, dass jemand die Päckchen öffnet in denen unsere Lichtmaschine sein könnte. Als das geklärt ist, ist es beinahe schon zu spät für die Reparatur. Wir bestehen dennoch darauf, und stellen uns auf eine Nacht im Hotel ein. Doch der nette Mechaniker macht unmögliches möglich und repariert den Bus soweit, dass wir wenigstens die Nacht am Campingplatz verbringen können. Morgen früh will er den Rest reparieren. Oh what a Day! Aber wir sind froh, dass Axel wieder fahrtüchtig ist. Die Rechnung für die Reparatur beträgt 800 Euro.

Dienstag, 12.09.2023 Saint Cezaire sur Siagne
Noch ein kurzer Besuch in der Werkstatt für den zweiten Keilriemen und schon ist Axel wieder fit. Wir sind unserem Mechaniker sehr dankbar, denn dank ihm können wir nun Heyeres verlassen und unseren Urlaub fortsetzen. Wir fahren zuerst durch Obstanbaugebiete nahe der Küste bis kurz vor St. Tropez. Dort halten wir kurz um den Strand zu inspizieren, verzichten dann aber auf ein letztes Bad im Meer und quälen uns von nun an entlang der Küstenstraße durch den zähen Verkehr. Gegenüber der Bucht kann man die fetten Jachten vor San Tropez vor Anker liegen sehen. Irgendwann haben wir genug vom Stopp and Go entlang der Küstenstraße und biegen ins Inland ab, wo wir auf der Autobahn ein Stück bis zu den Seen von Casien und weiter über schnörkelige Passstraßen zur Schlucht Siagne fahren. Hier ist eine Wanderung in die Schlucht Siagne geplant. Zuerst steigen wir viele Höhenmeter ab bis wir einen wunderschönen, türkisfarbenen Bach entdecken, der uns genau an dieser Stelle mit seinem eiskalten Wasser in einer Gumpe zum Baden lockt. Dieser Verlockung können wir nicht widerstehen. Am liebsten will ich gar nicht mehr aus dem schönen klaren Wasser raus. Aber es hilft nichts. Ein bequemer Weg führt nun 2 km entlang des Wildbachs durch die Schlucht und endet mit einem schweißtreibenden Aufstieg wieder oben beim Parkplatz. Wir treffen fast niemanden, und finden diese Wanderung – wenn auch deutlich kürzer – beinahe schöner als die durch die Verdon-Schlucht. Es ist noch zu früh zum Campen, auch wenn der Parkplatz sehr gut geeignet wäre. Also folgen wir der Straße weiter, sehr schmal, sehr steil, durch die Schlucht und auf der anderen Seite der imposanten Schlucht wieder sehr schmal, sehr steil hinauf nach Cezaire, wo wir auf dem Höhlenparkplatz einer Grotte einen Stellplatz für die Nacht finden.

Mittwoch, 13.09.2023 La Brigue sur Roya
Anders als bei unseren vorigen Urlauben 2020 und 2021 in Südfrankreich sind hier die Municipal-Campingplätze nicht so dicht gestreut. Aber dafür gibt es sehr häufig die Möglichkeit, an Parkplätzen von Städten oder Sehenswürdigkeiten oder Wanderparkplätzen kostenlos zu übernachten. Das ist sehr praktisch. Auch auf diesem Stellplatz waren wir wieder ganz alleine und niemand hat sich daran gestört. Schön langsam müssen wir uns an den Heimweg machen. Wie immer scheint die Sonne vom blauen Himmel und der erste Stopp ist das wunderschöne Bergdorf Gordes. Natürlich gelangt man auch hier erst über eine schmale, kurvige Straße mit schönen Ausblicken und steilen Abhängen. Glasschmuck und Parfümerien scheinen in diesem Dorf der Schwerpunkt zu sein. Durch die kleinen Lädchen und Cafés bekommt der Ort einen sehr belebten Charakter und wirkt nicht so ausgestorben wie andere Bergdörfer. Wir setzen uns in ein Straßencafé und genießen Crêpes mit Nutella und Espresso. Dann geht es weiter. Zuerst über den Brause Pass und gleich im Anschluss über den Brouse Pass. Beide breit genug, damit zwei Autos aneinander vorbei kommen, mit unzähligen Kurven, durch einsame Hügel und Wälder. Wir stellen einmal mehr fest, dass wir uns in dieser Gebirgslandschaft deutlich wohler fühlen als an der Küstenlinie. Schließlich endet die Passstraße im Roya-Tal. Wir wollen durch den Tende-Tunnel nach Italien fahren. Ein unscheinbares Schild weist darauf hin, dass der Tende-Tunnel gesperrt ist. Na super, was hat das denn zu bedeuten? Und tatsächlich, durch ein Unwetter vor ein paar Jahren wurde der Tunneleingang auf der französischen Seite verschüttet und ist seitdem nicht mehr passierbar. Was nun. War die zeitraubende Fahrt über die Pässe komplett umsonst, weil wir wieder zurück zur Küste müssen? In La Brigue finden wir einen wunderschönen privaten Campingplatz, dort werden wir erst mal übernachten. In dem Dorf La Brigue hat sich seit hunderten von Jahren nichts mehr verändert. Die Gassen sind gerade mal zwei Meter breit, über dem Dorf thront eine Burgruine. Die Kirche hat die besten Zeiten hinter sich. Fotos an den Hauswänden zeugen vom Leben in der alten Zeit dieses Dorfs.

Donnerstag, 14.9.23 Torrazetta Italien
Es bleibt uns tatsächlich nichts anderes übrig, als durch das Roya-Tal hinunter zurück zur Küste zu fahren. Nicht jedoch, ohne noch einen Abstecher in das Bergdorf Saorge zu machen. Es ist bekannt für seinen Baustil, bei dem aus Platzmangel die Häuser einfach aufeinandergestapelt wurden. Ein faszinierendes Durcheinander von Wänden, Dächern und Kirchen. Das Roya-Tal selbst ist beinahe genauso spektakulär wie das Cian-Schlucht ganz am Anfang unserer Reise. Nach ca. 20 Km überqueren wir die französisch-italienische Grenze bei Ventimiglia. Von hier geht es auf der Autobahn entlang der Küste bis Genua. Ein elendiger Stau vor Genua kostet uns eine Stunde Lebenszeit eingeklemmt zwischen den Wänden der LKWs, die Zeugs durch ganz Europa und zurück karren. Irgendwann läuft es wieder, wir schaffen es zumindest bis in die Emilia-Romania. Dort finden auf einem Weingut vor Piazenza einen Stellplatz für die Nacht.

Saorge
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Freitag, 15.9.2023 Eppan
Wir wollen Italien so schnell wie möglich hinter uns bringen und folgen der Autobahn von Piacenza bis Brescia in 1,5 Stunden. Dann biegen wir in das Tal zwischen Brescia und Dimaro ein, vorbei am Idro-See und über Madonna di Campiglio. Das Tal ist wunderschön, und den Idro-See muss man sich unbedingt für einen späteren Urlaub merken. So wie wir es gewohnt sind, schlängeln wir uns über unzählige Kurven durch die steilen Berge und am Schluss noch über einen 1500 Meter hohen Pass. Damit schließt sich der Kreis wieder, wir sind zurück im Val di Sole im Trentino, wo wir unsere Reise begonnen haben. Das Ziel ist der Zeltplatz in Sarnornico – mangels Alternativen, denn auf der Strecke selbst sind die Campingplätze rar gestreut. Doch der Campingplatz in Sarnornico hat bereits geschlossen. Wir fahren weiter über den Mendelpass hinab nach Eppan, wo wir einen der letzten Stellplätze vor dem Campingplatz zugeteilt bekommen. Uns soll es recht sein, wir sind froh, überhaupt einen Platz zu finden. Es ist unsere letzte Nacht im Bus. Morgen geht es zurück nach Innsbruck und weiter in die Heimat.