01.12.1996
Luang Prabang – Laos
Ich weiß gar nicht, was heute für ein Tag ist. Es ist ziemlich schwer, sich den Tag und das Datum zu merken. Ich schreibe täglich Tagebuch um das aktuelle Datum nicht zu vergessen und überprüfen kann ich dann die Sonntage. Da sind die Thai nämlich unterwegs. Die Städte ausgestorben und die Sehenswürdigkeiten überlaufen. Die Wälder sind voller Familien, die Picknick machen und danach sind die Wälder voller Müll, der einfach überall stehen und liegen gelassen wird.
Während einer Trekkingtour habe ich in diesen Bergdörfern übernachtet und war in einem Elefantencamp. Das war der bisher heißeste Ritt meines Lebens. Es war so steil, dass wir uns krampfhaft festhalten mussten, um nicht aus dem Sitz zu fallen. Danach bin ich mit einer Japanerin nach Pai und weiter mit einem Bot nach Chiang Rai ganz im Norden Thailands. Hier war in der Zeit das große Lichterfest. Dort haben sich dann unsere Wege getrennt, weil ich weiter nach Laos reiste.
In Chiang Khong am Mekong gibt es keinen offiziellen Grenzübergang, aber man kann den Mekong quasi auf einer grünen Grenze überqueren und schon ist man in Laos. Von dort wollte ich mit einem Boot auf dem legendären Mekong bis Luang Prabang fahren. Aber es gibt dort keinen öffentlichen Schiffsverkehr und auch keine Touristen. Also habe ich mich durchgefragt und ehe ich mich versah, haben mich die Leute dort auf einen Frachter geschubst und ich durfte mitfahren. Das war lässig. In einer Hängematte baumelnd ist die ganze Landschaft an mir vorbei gezogen. Der Frachter fuhr jedoch nicht durch bis Pak Peng, sondern ankerte bei einem Hüttendorf irgendwo im Regenwald. Die hatten noch nie einen Westler gesehen. Und weil es hier auch kein Guesthouse gibt, durfte ich in der Kapitänskajüte schlafen und die Crew ging an Land um dort zu schlafen. Vorher wurde ich noch von der Crew zum Essen auf dem Boot eingeladen. Niemand sprach auch nur ein Wort Englisch. Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Pak Peng und von da an konnte ich ein Jetboot nach Luang Prabang nehmen.
Es ist sauberer und gepflegter in Laos. Die Menschen sind sympathisch und hilfsbereit. Ich habe mich mit einem Engländer zusammengetan an dem ich schier abbreche mit seinem komischen britischen Humor. Gestern waren wir zusammen bei einem wundervollen Wasserfall. Oberhalb der Fälle waren bezaubernde Pools im Schatten des Regenwalds. Ich war mutterseelenalleine und genoss es, dort zu baden. Das war wohl das schönste Erlebnis, das ich bisher hatte. Aber auch dieses Geschenk brauchte wieder ein Opfer. Als wir um 14:00 Uhr abgeholt werden sollten, kam natürlich wieder keiner. Und so mussten wir zusehen, wie wir aus dem Regenwald wieder zurück zur Unterkunft kommen.
Soll ich schon frohe Weihnachten wünschen? Wer weiß, wann dieser Brief in Deutschland ankommt?