
Rovinj – schon der Klang dieses Namens weckt Sehnsucht nach Meeresrauschen, alten Mauern und mediterranem Flair. An der Westküste der kroatischen Halbinsel Istrien gelegen, blickt die Stadt auf eine wechselvolle Geschichte und eine einzigartige Lage zurück, die sie zu einem der schönsten Orte an der Adria macht. Ursprünglich war Rovinj eine Insel, bis sie 1763 mit dem Festland verbunden wurde – ein Umstand, der ihrer Altstadt bis heute eine gewisse Abgeschiedenheit und einen märchenhaften Charme verleiht. Das Städtchen zählt heute rund 14.000 Einwohner, von denen ein Teil zur italienischen Minderheit gehört, was sich nicht nur in der Sprache, sondern auch in Architektur und Küche widerspiegelt.
Die Altstadt thront malerisch auf einer ins Meer ragenden Landzunge und wird von einem eindrucksvollen Wahrzeichen überragt: dem 60 Meter hohen Turm der Kirche der Heiligen Euphemia. Diese barocke Basilika ist nicht nur ein spirituelles Zentrum, sondern erzählt auch eine fast mystische Geschichte. Der Legende nach wurde der Sarkophag der heiligen Euphemia im Jahr 800 auf wundersame Weise an den Strand von Rovinj gespült – seither ruht er in der Kirche und verleiht der Stadt eine fast heilige Aura. Die bronzene Statue der Heiligen auf der Turmspitze zeigt mit der ausgestreckten Hand die Windrichtung an und wirkt wie eine stille Wächterin über die Stadt.
Die engen, kopfsteingepflasterten Gassen der Altstadt verbergen viele weitere Sakralbauten, die teilweise aus dem Mittelalter stammen. Jede Kirche, jede Kapelle scheint ihre eigene Geschichte zu erzählen – vom dramatischen Schicksal der frühen Christenverfolgung bis hin zu friedlicheren Zeiten des Barock. Besonders die kleine Heilig-Kreuz-Kirche, mit Blick auf die Insel Sveta Katarina, lädt zum Verweilen ein. Auch die Kirche der Gnädigen Muttergottes oder die kleine Kapelle des Heiligen Apostel Thomas erzählen von den gläubigen Seelen vergangener Jahrhunderte.
Doch Rovinj ist nicht nur Stadt der Kirchen, sondern auch der Türme, Tore und verwinkelten Plätze. Die Porta Balbi, einst der Haupteingang zur befestigten Stadt, strahlt venezianische Pracht aus. Der Uhrturm, ehemals Teil der Stadtmauer, erinnert an die bewegte Vergangenheit unter wechselnden Herrschaften – Römer, Byzantiner, Venezianer, Franzosen, Österreicher, Italiener und schließlich Kroaten hinterließen hier ihre Spuren. Besonders in den Fassaden, Balkonen und Innenhöfen spürt man den venezianischen Einfluss noch heute.
Umgeben ist die Stadt von üppiger Natur. Nur einen Kilometer südlich liegt das Zlatni rt – das Goldene Kap – ein riesiger Naturpark mit Pinien, Zypressen und Aleppokiefern, der bereits vor über hundert Jahren angelegt wurde. Hier lässt sich wunderbar flanieren, baden oder einfach dem Duft des Meeres und der Bäume folgen. Rings um Rovinj verteilen sich 22 größere und kleinere Inseln – ein Paradies für Segler, Schwimmer und Träumer. Die bekanntesten darunter sind Sveta Katarina und die Rote Insel, die bequem mit Booten erreichbar sind.
Auch unter Wasser ist Rovinj spannend: Das öffentliche Aquarium gewährt Einblicke in die farbenfrohe Welt der Adria. Historisch bedeutsam ist zudem das Meeresbiologische Institut, das bereits 1891 gegründet wurde und sich rasch zu einem wichtigen Zentrum der Adriaforschung entwickelte. Es war einst sogar eine deutsch-italienische Forschungseinrichtung unter Mitwirkung der berühmten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.
Wer sich mehr für Kultur interessiert, findet im barocken Califfi-Palast ein Heimatmuseum mit kunst- und kulturhistorischen Schätzen. Daneben widmet sich das Batana-Museum der maritimen Tradition: Es stellt die typischen flachen Holzboote aus, mit denen früher Fischer aufs Meer hinausfuhren – ein liebevoll bewahrter Teil der Alltagskultur.
Heute lebt Rovinj nicht nur vom Erbe seiner Geschichte, sondern auch vom modernen Tourismus. Die autofreie Altstadt lädt mit ihren charmanten Lokalen, Boutiquen und Galerien zum Flanieren ein. Am Hafen tummeln sich Einheimische und Besucher, es duftet nach frisch gegrilltem Fisch und Meersalz. Badebuchten und Radwege rund um die Stadt, etwa entlang der zum Fahrradweg umgebauten ehemaligen Bahnstrecke nach Kanfanar, machen die Umgebung ideal für Aktivurlauber und Naturliebhaber. Rovinj ist damit eine Stadt, die Vergangenheit und Gegenwart auf wunderbare Weise verbindet – ein Ort, der Geschichten flüstert und Träume weckt.