Der Rock of Cashel – Irlands Thron aus Stein

Rock of Cashel
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Hoch oben, auf einem 65 Meter hohen Kalksteinfelsen mitten in der grünen Ebene von Tipperary, thront ein Ort, der wirkt, als sei er aus Sagen und Legenden geboren: der Rock of Cashel. Wer sich diesem uralten Monument nähert, spürt sofort die Magie, die diesen Ort seit Jahrhunderten umweht. Der Felsen war einst ein heiliger Ort der Kelten, Sitz von Feen und Geistern, ehe er zur Bühne großer Geschichte wurde.

Schon im 4. Jahrhundert nahm der mächtige Clan der Eoghanachta, spätere MacCarthys, den Rock in Besitz. Strategisch günstig gelegen, wurde er zum Clansitz – ein perfekter Aussichtspunkt über das weite Land. Im 5. Jahrhundert soll niemand Geringeres als der heilige Patrick persönlich hier gewirkt haben. Einer Legende nach taufte er König Angus an diesem Ort und rammte ihm dabei versehentlich seinen Bischofsstab in den Fuß – was der König mit stoischer Ruhe als Teil des Rituals hinnahm.

In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde der Rock of Cashel zum Mittelpunkt der Macht in Munster. Hier herrschte Cormac mac Cuileannáin, ein König, Bischof und Gelehrter, der 908 in einer blutigen Schlacht fiel. Brian Boru, späterer Hochkönig von Irland, wurde 977 auf diesem Felsen zum König von Munster gekrönt – ein Ereignis, das den Rock für immer in die irische Geschichte einschrieb.

Ein Wendepunkt kam 1101, als Muircheartach Ó Briain den Rock an die Kirche übergab. Dies war der Beginn einer neuen Ära: Aus dem Königssitz wurde ein religiöses Zentrum. Der erste Erzbischof, Cormac Mac Carthaigh, ließ die Cormac’s Chapel errichten – ein Meisterwerk irisch-romanischer Baukunst mit deutscher Handschrift. Zwei Zimmerleute aus Regensburg halfen mit, die Kapelle zu vollenden. Heute zählt sie zu den schönsten romanischen Kirchen Irlands, mit reich verzierten Türmen, einem kunstvollen Tympanon und einer der am besten erhaltenen mittelalterlichen Fresken des Landes.

Im Laufe der Jahrhunderte wuchs der Bau weiter: Eine gotische Kathedrale entstand im 13. Jahrhundert, ein imposanter Rundturm – fast 30 Meter hoch – thront wie ein Wächter über dem Gelände. Später kamen die Bischofsburg und die Halle der Vicars Choral hinzu, ein Wohn- und Gesangsquartier für kirchliche Sänger. Die Ruinen erzählen noch heute vom einstigen Reichtum und der Bedeutung dieses Ortes.

Doch nicht alle Kapitel der Geschichte waren glorreich. 1494 brannte der 8. Earl of Kildare die Kathedrale nieder – angeblich, um den darin vermuteten Erzbischof zu töten. Auch die Konfessionskämpfe hinterließen Spuren. Während der Konföderationskriege wurde Cashel 1647 von englischen Truppen belagert, die katholischen Geistlichen ermordet und religiöse Kunstwerke zerstört. Der Rock fiel wieder in anglikanische Hände. Im 18. Jahrhundert begann der Verfall – ein Bischof ließ gar das Dach der Kathedrale entfernen.

Und doch blieb der Zauber. Die Restaurierung der Kapelle und der Hall of the Vicars Choral hauchten dem Ort neues Leben ein. Heute beherbergt der Komplex ein Museum, das vom bewegten Schicksal des Felsens erzählt. Im Inneren der Kathedrale liegt sogar das Grab von Miler Magrath, dem berüchtigten „Schuft von Cashel“, der im 16. Jahrhundert gleichzeitig katholischer und anglikanischer Bischof war – ein politisches und moralisches Paradoxon, das seinesgleichen sucht.

Auch die Umgebung erzählt Geschichte: Die nahegelegene Hore Abbey, einst Ausbildungsstätte für Geistliche, die bis nach Regensburg entsandt wurden, ist ein stiller Zeuge des einst regen kulturellen Austauschs. Und in der Fernsehserie „Mystic Knights“ wurde der Rock zur Kulisse für eine mystische Burg – ein weiterer Beweis dafür, wie sehr dieser Ort die Fantasie beflügelt.

Der Rock of Cashel ist mehr als ein Denkmal – er ist Irlands st

Die Wunder Irlands selbst erleben…