Moshi-Machame Camp
Als ob er wüsste, dass wir uns heute auf den Weg zu ihm machen, lässt sich der Kilimanjaro am Morgen zum ersten Mal in seiner vollen Pracht bewundern. Wolkenlos blickt er auf uns herab. Unser Freund und Helfer vor Ort erklärt uns unsere Aufstiegsroute und erteilt uns ausdrücklich „Umkehrverbot“ am Stella Point. Anschließend fährt er uns zum Treffpunkt. Hier herrscht tolle Aufregung. Jeeps, vollgepackt bis unters Dach, kommen und gehen, Touristen werden sortiert und verladen, und jeder Weiße ist bemüht, ein möglichst cooles „John Wayne“-Gesicht aufzusetzen. Um 09:30 sind auch wir verladen und unternehmen jetzt noch eine Shoppingtour durch Moshi. Hühnchen hier, Obst und Gemüse da, hier noch einen Ersatzreifen, ein paar Zeltschnüre und Wasser. Dann haben wir alles zusammen und starten los zum Machame Gate. Hunderte von Trägern, Köchen und Guides wühlen schon zwischen Rucksäcken, lose auf den Boden gekippten Kartoffeln und Gurken, Zeltausrüstungen und Kochgeschirr. Säcke werden gezählt, gepackt, gewogen, umgepackt, ausgepackt und noch mal gepackt, bis schließlich jeder Träger mit einem Sack auf dem Kopf, der nicht mehr als 25 Kilo wiegen darf, von dannen zieht. Touristen stehen dumm daneben und fotografieren das organisierte Chaos. Inzwischen hat auch uns die Abenteuerlust gepackt und wir können es kaum erwarten, bis es um 11:00 Uhr endlich losgeht. 18 Km geht es stetig leicht bergauf, durch wunderbaren Regenwald. Kaum ein Sonnenstrahl dringt durch den Dunst und das dicke Gewühl von Ästen, Baumfarnen, Moosen und Flechten. Erstaunlich still ist es hier. Außer dem Geklapper unserer Stöcke und dem niemals endenden Geplapper der Träger ist hier nichts zu hören. Kein Vogel, keine Insekten, keine Frösche, keine Affen – einfach nichts. Richtig gespenstisch wirkt der dunkle Wald. Der Weg ist neu präpariert. Von den prophezeiten Baumwurzeln und dem Schlamm ist nichts mehr zu sehen. Auf halber Strecke vernichten wir gierig unser Lunchpaket, das wie am Mt. Meru, aus einem Stück Hähnchen, Hackfleischbällchen, Brot, Kuchen, Erdnüssen und kleinen, zähen Orangen besteht. Hier ist es auch, wo wir erste Bekanntschaft mit den äußerst leckeren Toilettenhäuschen machen. Wir beschließen, sie künftig in großem Bogen zu umgehen. Pole pole erreichen wir nach 5 ¼ Stunden unser Lager auf 3000 m Höhe, just nachdem der dichte Regenwald lichter wird und in einen sehr mystischen Nebelwald übergeht. Eigentlich besteht er nur aus angebrannten Baumstümmeln und mannshohen Büschen, die dicht mit Bartflechten überzogen sind. Gerade als wir unsere Rucksäcke ins Zelt geworfen haben, beginnt es zu regnen. Als islanderprobte Camperin bemerke ich auf Anhieb, dass die Einheimischen hier keine Ahnung vom Zelten im Regen haben. Also ziehen wir selbst die Gräben ums Zelt. Der Boden ist sehr ausgedörrt und nimmt erst mal gar kein Wasser auf. Es kullert in dicken Tropfen auf der Oberfläche entlang. Als alle Ströme ins Nachbarcamp umgeleitet sind, begeben wir uns ins Mannschaftszelt zum „Supper“, das aus gesalzenem Popcorn, Keksen und Tee besteht. Inzwischen haben wir uns mit unseren Trekkingkollegen, Jay und Norm, zwei Amerikanern, bekannt gemacht. Wir teilen uns das Begleitteam mit ihnen. Unser Team besteht aus ca. 12 Leuten. Unserem Guide Gabriel, seinem Neffen und Hilfsguide Alfredo, Abdallah dem Koch, unserem Küchenboy Dick und den restlichen Trägern. Gabriel ist wirklich süß. Immer lächelnd zeigt er uns seine blütenweißen Zähne und fügt an jeden Satz ein verträumtes „thank you brother“ hinzu. Es dauert natürlich nicht lange, bis wir uns grinsend mit einem „thank you brother“ oder „thank you sister“ begrüßen. Als es zu regnen aufhört bekommen wir noch den Gipfel im rosa Abendkleid zu sehen, bevor das leckere Abendessen serviert wird.
18 Km, 1840m – 3000m, GZ 4:15 h
Machame Camp-Shira Camp
Als ich das Zelt öffne, blicke ich direkt in Gabriels strahlendes Lächeln „good morning sister“. Der Himmel strahlt mindestens genauso freundlich und der Gipfel des Bergs schaut auf uns herunter. Während wir frühstücken werden die Zelte zum Trocknen in die bereits warme Sonne gehängt. Die Jungs meinen es echt gut mit uns. Toastbrot, Löwenmarmelade, Erdnussbutter, Omelett, Gurken und ein kleines Stück Käse. Um 8:45 können wir loslaufen. Heute geht es stetig, manchmal etwas steiler, bergan. Wir gehen langsamer als gestern. Die Sicht ist besser, da wir inzwischen auch den Nebelwald hinter uns gelassen haben und nur noch von niedrigen Büschen und einzelnen Bäumen begleitet werden. Doch können wir unter uns nur ein dichtes Wolkenmeer erkennen. Auf dem Weg treffen wir 2 kleine Chamäleons. Wahrscheinlich die einzigen Lebewesen im ganzen Nationalpark, außer den afrikanischen Bergraben, die überall auf uns zu warten scheinen. In den Morgenstunden ist viel Betrieb auf der Strecke. Ein Träger nach dem anderen drängt an uns vorbei. Die riesigen Säcke balancieren Sie auf dem Kopf oder im Nacken über Stock und Stein. Oft noch mit einer Plastiktüte in der Hand und einer Palette rohen Eiern oben drauf. Und dabei quasseln sie ununterbrochen. Ein faszinierendes Schauspiel, dass sich jeden Morgen wiederholt. Jambo, Jungs! Als es etwas flacher wird, erreichen wir felsiges Hochland. Hier wachsen die ersten Senezien und Lobelien. Gegen 13:30 h erreichen wir bereits unseren heutigen Lagerplatz. Etwas staubig und trostlos liegt er auf dem Shira Plateau. Die Wolken sind aus der Ebene aufgestiegen und hüllen uns ein. Trotzdem haben wir wunderbaren Blick auf den Mt. Meru direkt gegenüber. Wir befinden uns nun auf gleicher Höhe wie der Little Meru – einem Nebengipfel des Mt. Meru mit 3.800 m Höhe. Gabriel befürchtet wieder Regen und ich lasse unser Zelt ein paar Meter nach oben verlegen, da es genau in einer Mulde steht, wo alles Wasser der Umgebung zusammenlaufen würde. Doch wir bleiben verschont, der Regen bleibt aus. Nach dem üblichen Supper mit Tee und Popcorn schleichen wir uns aus dem Lager davon. Ohne Guide darf man sich hier nämlich nicht vom Lager entfernen. Uns ist das egal, wir erkunden schon einmal ein Stück der morgigen Strecke um uns besser zu akklimatisieren. Der Puls ist gut, wir fühlen uns wohl und das Atmen bereitet auch nicht mehr Probleme als sonst. Zum Abendessen gibt es wieder reichlich Reis, Gemüse und Hähnchenkeulen. Zum Nachtisch gibt es einen wunderbaren Sonnenuntergang hinter dem Mt. Meru.
9 Km, 3.020m – 3.840m, GZ 4 h
Shira Camp – Lava Tower – Baranco Camp
Am Morgen müssen wir erst einmal die dünne Eisschicht von unserem Zelt abkratzen. Einige Träger sitzen dick vermummt auf einem Felsen und wärmen sich in den ersten Sonnenstrahlen. Die Wolken sind über Nacht wieder „zurückgegangen in den Wald“ klärt uns Gabriel auf. Vor uns blicken wir auf den Mt. Meru und hinter uns blickt allgegenwärtig der Kibo auf uns herunter. Mit unseren Reisekollegen, den Amerikanern, verstehen wir uns gut. Besonders Jay, indischer Abstammung, ist lustig und weltoffen. Norm spricht ziemlich amerikanisch, und so kommt es manchmal zu fatalen Verständigungs-Unfällen, über die sich Jay jedes Mal köstlich amüsiert. Bestimmt finden sie uns furchtbar deutsch und nach ein paar Tagen wundern sie sich auch nicht mehr über die Mengen, die wir problemlos vertilgen können. Uns ist es egal, wir haben eine Menge Spaß miteinander. Wie jeden Morgen brauchen Sie ein paar Minuten länger zum Packen, und so laufen wir mit Alfredo schon mal los. Langsam und gemütlich, pole pole, steigen wir den leichten Anstieg auf, immer im Angesicht des Gipfels. Die letzten Lobelien und sonstigen Pflanzen lassen wir bald hinter uns und durchqueren eine mit groben Felsen durchsetzte Lavawüste. Bis zur Mittagsrast am Lavatower zieht es sich lange hin. Es ist der höchste Punkt mit 4.600 m den wir mühsam erreichen. Die heutige Tagesstrecke dient zur besseren Akklimatisierung. Wir fühlen uns alle wohlauf. Kein Kopfweh, keine Atemnot, kein Bauchweh und keine Übelkeit. Alles in Ordnung, wir machen hier Picknick. Die Jungs erklettern noch den 50 m hohen Tower, um dort in den Nebel zu gucken, während ich ein Nickerchen mache. Danach erfolgt der Abstieg zum Baranco Camp. Der Weg führt unmittelbar unter dem Gipfel des Berges entlang, und dennoch ist er noch 2.000 m von uns entfernt. Die Gletscherzungen wirken eher wie Restschneefelder auf uns. Bald erreichen wir wieder die Vegetationszone mit zauberhaften Senezien und einem richtigen Lobelienwald. Das Camp liegt ebenfalls auf einem felsigen Plateau, und ist schon von weitem zu sehen. An der gegenüberliegenden Wand kann man schon den Aufstieg erkennen, der uns am nächsten Tag bevorsteht. Aber erst einmal genießen wir den neuerlichen Blick auf den Mt. Meru und die Eisfelder des Kilimanjaro im Abendlicht.
3.840m – 4.600m – 3.660m, GZ 6 h
Baranco Camp – Karanga Valley – Barafu Camp
Der morgendliche Waschgang fällt wie immer sehr sporadisch aus. Der Gang zum kleinen Toilettenhäuschen kostet mal wieder große Überwindung. Mangels Bäumen bleibt er uns leider nicht erspart. Wir sind nicht die ersten mit der Idee, abseits der Wege liegende Felsen und Bäume aufzusuchen. Wohin man auch kommt, es waren schon andere da. Die heutige Etappe beginnt mit einer leichten Kletterpassage entlang einer Felswand. Ca. 300 Höhenmeter müssen wir auf Händen und Knien überwältigen, bevor wir auf ein Hochplateau gelangen. Während wir auf unsere Amis warten, beobachten wir die Träger, wie sie sich mit Ihren schweren Lasten abmühen. Eine halbe Stunde genießen wir die tolle Aussicht, doch von unseren Amis keine Spur. Also wandern wir gemütlich weiter und können bald das Karanga Valley erkennen. Noch kurz bevor wir dieses zur Mittagsrast erreichen, müssen wir 100 m in ein Flussbett absteigen um anschließend die gleichen 100 m wieder steil aufzusteigen. Das ist ziemlich frustrierend. Unser Team hat inzwischen schon den Tisch gedeckt und wartet mit einem Lunch und Tee auf uns. Zum Essen sind auch unsere Amerikaner wieder aufgetaucht. Wie jeden Tag holen uns die Wolken ein, die vom Tal zum Gipfel steigen. Gegen Mittag haben Sie uns fast komplett eingehüllt und es wird merklich kühler. Wir befinden uns auf 4.000 m Höhe und haben noch einen Anstieg von 600 m vor uns. Die Luft wird nun spürbar dünner und der letzte Anstieg durch die dicken Wolken zieht sich mühsam dahin. Nach 3 Stunden haben wir es endlich geschafft. Für die Zelte ist hier kaum mehr Platz. Alles hängt dicht gedrängt und schief zwischen den kantigen Felsen. Die Seile werden mit Steinen gesichert. Selbst dem Toilettenhäuschen wurden ein paar Felsplatten untergeschoben, damit es nicht umfällt. Man muss förmlich hinauf klettern. Im dunklen möchte ich hier nicht abstürzen. Auf dieser Höhe gibt es kein Wasser mehr. Die ca. 80 Liter, die die Gruppe benötigt, muss von den Trägern mühevoll hochgetragen werden. Trotzdem bekommen wir wieder ein Schüsselchen des wertvollen Guts zum Waschen. Das tägliche Vollbad in der Tupper-Schüssel ist schon zum Ritual geworden und in Verbindung mit einem anschließenden Nickerchen bringt es die Kräfte zurück, die man für das üppige Abendessen hier braucht.
15 km, 3.860 m – 4.600 m, GZ 6 h
Barafu Camp – Uhuru Peak – Mweka Camp
Wir können nicht nachvollziehen, warum uns erzählt wurde, auf dieser Höhe könnte man nicht schlafen. Wir würden am liebsten in unseren kuscheligen Schlafsäcken weiter träumen, als wir um 23:00 Uhr mit einem vorsichtigen „Jambo“ geweckt werden. Als ich meine Nase aus dem Zelt strecke, weht mir ein eisiger Wind entgegen der mich überzeugt, doch noch die warme Funktionsunterwäsche anzuziehen, was natürlich einige Zeit in Anspruch nimmt. Aber schließlich trage ich meine gesamte Kleidung am Leib, der Rucksack ist leer. Tee und einige Kekse werden uns heute ans Bett geliefert. Es bleibt nicht viel Zeit zum Frühstück. Um halb zwölf steht das Team in der eisigen Nachtluft bereit zum Abmarsch. Es ist Neumond. Nur unsere Stirnlampen, mit denen wir uns gegenseitig blenden, glitzern durch die schwarze Nacht. Die beiden Amerikaner und wir werden von Gabriel und Alfredo begleitet. Zusätzlich wurde Abdallah der Koch abkommandiert. So beginnen wir unseren Gipfelsturm anfangs über ein steiles Felsplateau. Wir gehen sehr langsam und werden schon nach kurzer Zeit von einigen anderen Gruppen überholt. Nach einer halben Stunde fallen die Taschenlampen unserer Guides der Reihe nach aus. Macht nichts, sie gehen im Dunklen weiter. Es ist erstaunlich, wie sie den Weg finden. Es ist überhaupt nichts zu erkennen. Nur die Lichterketten der vorangehenden Gruppen geistern über uns durch die Nacht. Die dünne Luft macht sich nun deutlich bemerkbar. Jeder Schritt ist äußerst mühsam. Doch unsere Guides haben immer noch genug Luft, sich pausenlos zu unterhalten. So brüllt der erste vorne etwas in die Nacht, was von dem letzten hinten mit einem „Hä“ kommentiert wird, also wiederholt der erste und anschließend anders herum. Irgendwann brummt Jay genervt „what are they talking about“ und ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen, was ich aber gleich wieder mit Luftmangel büßen muss. Das Gelände ist inzwischen in einen sehr steilen Schotterhang übergegangen. Alle paar hundert Meter machen wir Rast, doch man kann nicht lange stehen bleiben, es ist einfach zu kalt. Zum Trinken haben wir auch keine Lust. Ich versuche meinen Kopf auszuschalten und einfach weiter zu gehen. Schritt für Schritt. Aber es funktioniert nicht. Also fange ich an, die einzelnen Schritte zu zählen. Jeweils 12, dann stehen bleiben und zwei Mal verschnaufen. Dann wieder 12 Schritte. Irgendwann nach beinahe endlosen 3 Stunden, erwähnt unser Guide, dass wir nun schon die Hälfte geschafft hätten. Wie er das beurteilen kann bei der Dunkelheit bleibt mir ein Rätsel, letztendlich sollte er Recht behalten. Ich bin erst einmal entsetzt und es drängt sich mir ernsthaft der Gedanke auf, umzukehren. Hatte mich doch bisher nur der Gedanke motiviert, dass es nicht mehr weit sein könne. Doch sollten die letzten 3 Stunden Mühe umsonst gewesen sein? Ich beschließe kurzerhand, ihm nicht zu glauben, und hoffe dass er sich täuscht. Es können nur noch wenige Schritte zum Kraterrand sein. Außerdem fehlt mir nichts. Kein Kopfweh, kein Schwindel, keine Übelkeit – einfach nichts. Welch Verschwendung, wenn ich jetzt aufgeben würde. Inzwischen habe ich mich von der restlichen Gruppe abgesetzt. Alfredo begleitet mich geduldig. Im ist sehr kalt, weil ich so langsam bin. Über mir geistern die Lichter der anderen. Ich hoffe inständig, dass sie bald aus meinem Sichtfeld verschwinden, was bedeuten würde, sie hätten den Kraterrand erreicht, und der mühsame Aufstieg hätte auch für mich bald ein Ende. Nach fast 6 Stunden mühsamen Aufstiegs erreichen Alfredo und ich endlich den Stella Point am Kraterrand. Die anderen sind schon weiter gegangen. In der Kälte können sie einfach nicht warten. Ich biete Alfredo einen gefrorenen Müsliriegel an. Unsere Gesichter sind so kalt, dass wir kaum kauen können. Dann eröffne ich ihm, dass ich bis zum Gipfel weiter gehen möchte, denn schließlich hatte man mir an dieser Stelle Umkehrverbot erteilt. Alfredo wirkt nicht sehr überrascht und so machen wir uns auf, entlang des Kraterrands zum höchsten Punkt, dem Uhuru Peak. Es ist lange nicht mehr so steil, wie die bisherige Strecke, aber trotzdem noch sehr anstrengend. Immerhin kann ich nun 30 Schritte am Stück laufen bis zur nächsten Verschnaufpause. Ich sehe die Sonne glutrot aus den Wolken aufsteigen und als ob jemand die Nacht ausgeschaltet hätte, wird es schlagartig hell. Ich bekomme Zweifel, ob ich die Strecke jemals wieder zurück schaffen würde, doch als ich nach 40 Minuten endlich den Gipfel erreiche und die anderen wieder treffe, ist schnell alle Mühe und Qual vergessen. Glücklich liegen wir uns in den Armen und gratulieren uns gegenseitig. Wir sind so stolz, es geschafft zu haben. Und plötzlich geht alles ganz schnell. Wir machen die obligatorischen Gipfelfotos und versuchen so viele Eindrücke wir möglich aufzunehmen. Inzwischen ist es ganz hell und der Berg wirft einen riesigen Schatten auf den Wolkenteppich unter uns. Der Mt. Meru daneben wird zum Winzling. Erst jetzt können wir die wahren Dimensionen des Gletschereises erkennen. Was wie Restschneefelder wirkte erweist sich nun als kilometerlange, meterdicke Gletscherzungen, die sich an den Abhang schmiegen. Welch eindrucksvoller Anblick im weichen Licht der aufgehenden Sonne. Es ist schrecklich kalt und die Jungs drängend zum Abstieg. Schade, ich wäre gerne noch länger geblieben. Runter geht es viel schneller. Im tiefen Sand hüpfen wir in großen Schritten dem Zeltlager entgegen. Wir schaffen den Abstieg in der halben Zeit und dürfen uns im Zeltlager noch 3 Stunden ausruhen, schließlich ist es erst 9 Uhr morgens und wir haben noch den langen Abstieg ins Mweka Camp vor uns. Wie im Zeitraffer durchwandern wir die verschiedenen Klimazonen jetzt wieder zurück. Von subarktisch bis subtropisch an einem Tag. Von 5.895 auf 3.100 in 6 Stunden.
4.600 – 5.895 – 3.100, GZ 6 h bis Gipfel, + 6 h vom Gipfel zum Mweka Camp
Mweka Camp – Mweka Gate
Wir werden unsere Begleitmannschaft sehr vermissen. Besonders deren Geplapper bis spät in die Nacht, das uns nicht ein- und das Topfgeklapper am Morgen, das uns nicht ausschlafen lies. Über das schüchterne „Jambo“ als Weckflüstern werde ich noch lange schmunzeln. Wir lagen doch schon wach im Schlafsack, seit der erste über unsere Zeltschnur gestolpert war. Nichts desto trotz haben wir sie alle liebgewonnen und wir verabschieden uns herzlich von den wahren Helden des Bergs. Noch ein Gruppenfoto und ein letzter wehmütiger Blick zurück zum Kibo, bevor wir eintauchen in den undurchdringlichen Regenwald und die wunderbare Trekkingtour abschließen.
Thank you Brother!