Lofoten – schroffe Felswände und magisches Licht

Lofoten
© harvepino – Fotolia.com

Lofoten – allein der Klang des Namens weckt Bilder von rauer See, schroffen Felswänden und magischem Licht. Diese faszinierende Inselgruppe vor der Küste Nordnorwegens ist ein Ort, an dem die Natur noch ungebändigt scheint. Über 80 größere und kleinere Inseln drängen sich zwischen dem 67. und 68. Breitengrad zusammen, getrennt vom Festland durch den tiefblauen Vestfjord. Die bekanntesten unter ihnen tragen klingende Namen wie Austvågøya, Vestvågøya, Moskenesøy oder Røst. Die schmale Linie der E10, die sich wie ein Nervensystem durch Tunnel und über Brücken spannt, verbindet die größten Inseln miteinander – und macht Lofoten dennoch nie wirklich erreichbar, sondern stets ein wenig entrückt.

Der Name selbst erzählt eine eigene Geschichte: Ursprünglich bezeichnete „Lófót“ nur die Insel Vestvågøya – eine Kombination aus den Wörtern für Luchs und Pfote. Später wurde der Name auf das ganze Archipel übertragen, das heute fälschlich oft im Plural genannt wird – die Lofoten. Dabei ist es im Norwegischen eine einzige Region: wild, ursprünglich, einzigartig.

In dieser abgeschiedenen Welt leben etwa 24.000 Menschen auf einer Fläche von rund 1.227 Quadratkilometern. Ihr Zentrum bildet die Stadt Svolvær auf Austvågøya – klein, lebendig und von schneebedeckten Gipfeln umgeben. Weitere Orte wie Leknes, Kabelvåg oder Henningsvær liegen wie Farbtupfer zwischen Meer und Gebirge. Und auch wenn heute Autos die Inseln durchqueren, wirken manche Dörfer wie Relikte aus einer anderen Zeit.

Schon vor 6.000 Jahren kamen Menschen nach Lofoten, angelockt vom Reichtum des Meeres. Im Mittelalter wurde Bergen zur Drehscheibe des Fischhandels – der legendäre Stockfisch, luftgetrockneter Kabeljau, stammt von hier. Noch heute ist der Winterfang des Lofot-Dorsches ein Spektakel: Hunderte Boote ziehen hinaus, zwischen Januar und April, um den geschlechtsreifen Kabeljau einzuholen, der sich dann zum Exportgut verwandelt – Klippfisch, trocken, haltbar, von kräftigem Geschmack.

Doch nicht nur der Fischreichtum prägt das Leben auf Lofoten. Die Natur hier ist voller Gegensätze. An der Westküste peitscht der Atlantik mit unbändiger Kraft, während auf der geschützteren Ostseite die meisten Dörfer liegen. Die Berge ragen mit alpiner Schroffheit über 1.000 Meter auf, an manchen Stellen fast senkrecht aus dem Meer. Wo einst Wälder abgeholzt wurden, wächst heute langsam wieder neues Grün. Besonders eindrucksvoll ist die Landschaft auf Moskenesøy, deren Westküste mitsamt umliegender Inseln heute Teil des Lofotodden-Nationalparks ist – ein Rückzugsort für seltene Pflanzen, Tiere und Menschen auf der Suche nach Stille.

Im Winter flackern Nordlichter am Himmel, tanzen grün und violett über die schneebedeckten Gipfel – sichtbar sogar mit bloßem Auge, dank des relativ milden Klimas, das vom Golfstrom begünstigt wird. Das Polarlichtzentrum in Laukvik informiert über dieses Naturwunder, das Besucher aus aller Welt in seinen Bann zieht. Und im Sommer scheint die Mitternachtssonne – tagelang bleibt es hell, als würde die Zeit stillstehen.

Trotz technischer Entwicklungen und wachsender Touristenzahlen wirkt Lofoten an vielen Orten noch wie ein unberührtes Paradies. Zwar wurde nach Öl und Gas geforscht, doch eine Förderung wurde nie genehmigt – ein Glücksfall für die fragile Natur. Stattdessen leben die Menschen vom Fisch, vom Tourismus und vom Rhythmus der Jahreszeiten. Und wer einmal dort war, versteht, warum diese Inseln nicht einfach ein Ort, sondern ein Gefühl sind – ein Gefühl von Weite, Wildheit und einem Hauch Ewigkeit.

Die Schönheit der Lofoten kennenlernen…