
Mitten im isländischen Hochland, wo sich die raue Kraft der Natur mit einer beinahe unwirklichen Farbpalette vereint, liegt ein Ort, der selbst erfahrene Reisende sprachlos macht: Landmannalaugar. Rund 180 Kilometer östlich von Reykjavík, in der Nähe des sagenumwobenen Vulkans Hekla, entfaltet sich eine Landschaft, die wie aus einem Traum wirkt – eine Mischung aus dampfenden Quellen, bunten Bergen und schwarzen Lavafeldern. Schon der Name klingt wie ein Versprechen: „Die warmen Quellen der Leute von Land“, so lautet die sinngemäße Übersetzung. Und tatsächlich – hier, wo heiße Quellen aus dem Erdinneren brodeln und kalte Bäche durch die Täler plätschern, verschmelzen Naturgewalt und wohltuende Ruhe auf einzigartige Weise. Einst nutzten die Menschen aus dem Bezirk Landssveit diese Gegend als Sommerweide für ihr Vieh, heute pilgern Wanderer aus aller Welt hierher, um das Abenteuer Hochland hautnah zu erleben.
Landmannalaugar verdankt seine faszinierende Erscheinung dem Vulkanismus, der Island seit jeher prägt. Besonders deutlich wird das in der Nähe des aktiven Zentralvulkans Torfajökull, dessen Aktivitäten diese farbenprächtige Landschaft formten. Der Berg Bláhnjúkur beispielsweise schimmert in tiefem Graublau, denn er besteht aus Pechstein, einem vulkanischen Gestein, das bei schneller Abkühlung von Lava entsteht. Ganz in der Nähe erhebt sich der Vulkan Brennisteinsalda, dessen Flanken in Rottönen leuchten, durchsetzt von Schwefelablagerungen in Gelb, Grau und Weiß – wie ein expressionistisches Gemälde aus Stein. Selbst mitten im Sommer glänzen hier Schneefelder im Kontrast zu grünem Moos und schwarzem Obsidian – ein Farbenspiel, das es so wohl nur in Island gibt. Besonders eindrucksvoll ist das Lavafeld Laugahraun, ein schwarzes, glänzendes Meer aus erkalteter Lava, das sich bis zum Fluss erstreckt, an dem eine Hütte des Isländischen Wandervereins steht. Gleich daneben dampft ein Bach, in dem man nach einer langen Wanderung ein Bad nehmen kann – warm, natürlich und mit Blick auf die wilde Kulisse des Hochlands.
Für Wanderfreunde ist Landmannalaugar ein wahres Eldorado. Vom einfachen Spaziergang bis zur mehrtägigen Trekkingtour ist hier alles möglich. Der berühmte Laugavegur beginnt genau hier und führt über Þórsmörk bis nach Skógar an die Südküste – ein Klassiker unter den Fernwanderwegen und ein Muss für jeden, der Island zu Fuß erkunden will. Doch auch wer es kürzer mag, findet zahlreiche Möglichkeiten. Der rund zweistündige Rundweg durch die Schlucht Grænagil, über das Lavafeld Laugahraun und an den dampfenden Fumarolen und Schlammtöpfen der Brennisteinsalda vorbei, ist ein perfekter Einstieg in die geothermale Welt von Landmannalaugar. Wer den Nervenkitzel sucht, kann auf den Aussichtsberg Bláhnjúkur steigen oder die anspruchsvollere Route über den Berg Skalli wählen – stets begleitet von spektakulären Ausblicken und dem Gefühl, in einer Welt unterwegs zu sein, in der Feuer und Eis miteinander tanzen.
Es ist diese Mischung aus Wildheit, Farbenpracht und ursprünglicher Energie, die Landmannalaugar zu einem magischen Ort macht. Hier scheint die Erde zu atmen, zu leben, zu erzählen – von längst vergangenen Eruptionen, von wandernden Schafen, von mutigen Entdeckern. Und von all jenen, die bereit sind, sich auf dieses Abenteuer einzulassen.