Wenn Sie sich schon immer gefragt haben, was an einer einzigen Vanilleschote eigentlich so teuer sein kann, empfehlen wir Ihnen den Besuch einer Vanilleplantage auf La Réunion. Hier erfahren Sie alles über die Herstellung der feinen Duftschoten. 6 Jahre benötigen die Schlingpflanzen bis sie überhaupt erst zur Blüte kommen. Dann geht die mühsame Arbeit aber erst los. Die zierlichen Orchideenblüten müssen mangels Bestäuberinsekten einzeln per Hand befruchtet werden. 4000 bis 5000 Blüten. Jeden Tag. Das Zeitfenster ist kurz, denn mittags machen die hauchgelben Blüten schon wieder zu, dann ist die Chance vertan. Weitere 9 Monate dauert es, bis eine Schote herangewachsen ist, die nun geerntet werden kann. Ebenfalls per Handarbeit versteht sich. Nun beginnt ein aufwändiger Prozess des Kochens, Trocknens, Reifens, Lagerns, der sich über mehrere Monate hinzieht bis sich schließlich das einzigartige feine Vanillearoma entwickelt hat. Nach der Reifezeit werden die Schoten sortiert. Aufgeplatzte, krumme oder beschädigte Schoten werden für flüssige oder pulverisierte Vanille verwendet. Nur die schönsten Exemplare kommen nach Größe sortiert in den Handel. Die Sortierung erfolgt – Sie ahnen es bereits – per Hand.
Die Besichtigung einer Vanilleplantage ist bei St.-André an der Ostküste der winzigen Insel La Réunion möglich. Und hier beginnt auch unsere spannende Wanderreise, denn St.-André befindet sich genau am Eingang des ersten Talkessels, den wir besuchen werden.
La Réunion befindet sich im Indischen Ozean, westlich von Madagaskar. Zoomt man den winzigen Punkt auf der Landkarte heraus, wird man von einer spektakulären Topographie überrascht. Vulkane trieben dort im Lauf der Jahrmillionen ihr Unwesen. Durch das Einstürzen geleerter Magmakammern bildeten sich drei riesige Calderas, die eng aneinander grenzen und dennoch grundverschiedene Mikroklimata und Erscheinungsbilder entwickelt haben. Fast genau im Mittelpunkt der drei „Kleeblätter“ erhebt sich der Piton de Neiges mit über 3000 m als höchster Berg der Insel. Am südöstlichen Ende der winzigen Insel „furzt“ (wie die Einheimischen sagen: „volcan la pété“) der Piton de La Fournaise in wiederkehrenden Abständen. Die dabei austretende Lava fließt in der Regel über eine Feuerrutsche ins Meer. Erdgeschichtlich gesehen ist La Réunion noch sehr jung. Die Erosion ist in vollen Gang und kann überall beobachtet werden.
Zurück nach St. -André. Die erste Caldera die wir besuchen ist der Cirque de Salazie. Sie ist die östlichste der drei Talkessel und fängt den Regen vom indischen Ozean ab. Da verwundert es nicht, dass sich hier eine üppige Vegetation entwickelt hat. Der Hauptort dieses Kessels ist Hell-Bourg. Von dort führt ein Wanderweg mit fantastischen Ausblicken an der Steilwand hinauf auf den Kraterrand. Besonders beeindruckend sind die riesigen Baumfarne und hin und wieder kann man Orchideen entdecken. Viel Regen fördert nicht nur tropischen Regenwald, sondern auch Wasserfälle, die sich in dieser spektakulären Landschaft über hunderte Meter steil hinunterstürzen.
In den Cirque de Mafate kommt man nur zu Fuß. Es ist der nordwestliche Kessel der drei Calderas. Vom Ausgangspunkt bei Deux Bras gelangt man mit einem Geländewagen noch ein paar Kilometer in die schmale Schlucht, doch dann geht es nur noch per Pedes weiter. Unzählige Male queren wir den Bach mit dem lauwarmen Wasser und dringen so immer weiter in das grüne Tal hinein. Um uns herum die steilen Kraterwände und vor uns ein spitz aufragender Berg ständig im Blick. Langsam gewinnen wir Höhe und staunen nicht schlecht, als am Ende tatsächlich ein Dorf auftaucht. Es heißt nicht nur Grand Place es ist auch ein Grand Place. Schöner kann ein Mittagsplatz kaum liegen. Das herrliche Essen mit wunderschöner Aussicht wissen wir sehr zu schätzen.
Caldera Nummer drei ist der am südlichsten gelegene Cirque de Cilaos. Direkt unter der Flanke des Piton des Neiges liegt der Hauptort Cilaos. Schon alleine die ca. 40 km lange Zufahrt von St. Louis nach Cilaos ist ein spektakuläres Ereignis und nichts für schwache Nerven. Die Straße schlängelt sich über hunderte Kurven durch den schmalen Eingang des Kessels, der wiederum von den kilometerhohen Steilwänden eingegrenzt wird. Was für eine spektakuläre Topographie! Am Ende angelangt findet sich ein großartiges Wandergebiet zum Beispiel zu kleinen Wasserfällen, deren Pools nach einem steilen Auf- oder Abstieg zu einem erfrischenden Bad einladen.
Mit der Besichtigung der drei unterschiedlichen Cirques ist aber noch lange nicht das Ende der Höhepunkte auf La Réunion erreicht. Der Piton de la Fournaise wartet mit seiner Mondlandschaft darauf, von uns bestaunt zu werden. Der einzige noch aktive Vulkan auf La Réunion zählt zu den aktivsten Vulkanen der Erde, ist aber dennoch relativ ungefährlich. Zwei in einander geschachtelte Kraterwände geben dem 2.600 m hohen Berg seine Form.
Eine Wanderung durch die Plaine des Sables, der Lavawüste des äußeren Kraterrands endet am inneren Kraterrand, von dem aus man einen fantastischen Blick auf den Gipfel hat. Wer es etwas abenteuerlicher mag, begibt sich auf eine Lavahöhlenexkursion am Fuß der Feuerrutsche. Mit Helm und Knieschützern ausgestattet wird ein einzigartiger Lavatunnel durchkrabbelt.
Nach so vielen fantastischen landschaftlichen Eindrücken, darf man auch gerne ein paar kulturelle und kulinarische Erlebnisse in eine La Réunion Reise einstreuen. Die Führung durch eine Rum-Destillerie mit anschließender Verköstigung wäre so ein Fall, oder ein Kochkurs für typisch kreolische Gerichte aus frischen Zutaten vom Gemüsegarten nebenan.
Dann wäre da noch der Jardin des Parfums et des Epices, einem Gewürzgarten in dem neben Zimt und Nelken wortwörtlich der Pfeffer wächst.
Zu guter Letzt der Besuch des Marktes in St. Paul. Exotische Früchte, Ananas, Litschis, büschelweise Porzellanrosen, Strelitzien, Helikonien. Und schon von weitem kündigt sich mit seinem feinen Duft der nächste Vanilleschoten-Stand an. Womit wir wieder am Anfang unserer Reise nach La Réunion angekommen wären.
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