Thailand: Briefe einer Weltreise Teil 2

Thailand
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07.11.1996
Bangkok – Thailand

Ich bin inzwischen zum zweiten Mal in Bangkok angekommen und fühle mich hier schon ganz heimisch. Die Visumbeschaffung für Indien dauerte eine ganze Woche und die Zeit nutzte ich um nach Kanchanaburi am River Kwai zu fahren. Dort habe ich eine 2-tägige Tour zu all den Sehenswürdigkeiten gebucht. Inklusive Elefantenreiten.

Bei meiner Ankunft in Bangkok bin ich der Queen Elizabeth begegnet (kein Witz!). Sie kam gerade zum Staatsbesuch hier an und ist mir beinahe über die Füße gefahren.
Heute Nachmittag findet eine Prozession mit den Royal Barkes statt. Mal sehen, ob ich noch einen Stehplatz ergattern kann. Sonst klappt es ganz prima. Die Organisation ist manchmal ziemlich aufreibend, aber ich komme gut zurecht. Das Essen ist lecker und seit gestern scheint endlich auch mal die Sonne.

Ich muss viel organisieren in Bangkok. All die Visa für meine Weiterreise. Und die Botschaften und Postämter liegen immer in entgegengesetzten Stadtteilen. Der Verkehr ist unerträglich. Zur Mittags- und Abendzeit drängt sich Stoßstange an Stoßstange. Die Blechlawine wälzt sich dahin. Dazwischen knattern unzählige Mopeds, Busse und die Tuk-Tuks drängeln sich durch den Stau. Die Mopeds kommen einem sogar auf dem Gehsteig entgegen. Die Straße als Fußgänger zu überqueren grenzt an Selbstmord. Ampeln scheint es nicht zu geben und wenn, dann werden sie ignoriert. Als Fußgänger muss man sich Zentimeter für Zentimeter zwischen den Stoßstangen durchquetschen und läuft Gefahr, in einer Lücke von einem Moped überfahren zu werden oder dass einem ein Bus über die Zehen fährt. Hat man die Straße lebend geschafft, stirbt man an einer Bleivergiftung oder ist mindestens taub vom vielen Hupen.

Heute war ich stundenlang unterwegs zum indischen Konsulat. Als ich es endlich gefunden habe, war es umgezogen und die Sucherei ging von vorne los. Als ich dann das neue Büro endlich erreicht habe, war es geschlossen (heute ist Freitag).

Bis dieser Brief ankommt, bin ich schon auf dem Weg in den Norden. Da melde ich mich wieder.

12.11.1996
Nong Khai – Thailand

Hurra, ich habe Bangkok überlebt. Die Organisation einiger Dinge hat mich fast 2 Wochen gekostet. In der Zwischenzeit war ich allerdings noch im Westen Thailands beim Elefantenreiten. Nach der Visa-Ralley in Bangkok war ich ziemlich erholungsbedürftig und habe, was gar nicht so einfach ist in Thailand, hier am Mekong eine wahre Ruheinsel gefunden. Heute habe ich den ganzen Tag (!) in der Hängematte schaukelnd verbracht und den Fluss beobachtet. Gegenüber liegt bereits Laos. Jetzt sitze ich am Ufer, genieße das Thai Essen und füttere Moskitos. Früher fand ich es einfach nur romantisch, unter einem Moskitonetz zu schlafen. Jetzt sehe ich das anders. Jetzt spanne ich das Netz auf, um handtellergroße Spinnen, Kakerlaken, 10 cm lange, giftige Hundertfüßer und sonstiges Getier von meinem Bett fernzuhalten. Ich bin Euch unendlich dankbar, dass ihr mir das Mosikonetz geschenkt habt. In den Zimmern gibt es allerdings nie einen Haken, an dem ich es aufhängen könnte, und so entstehen manchmal die kuriosesten Konstruktionen. Z. B. die Wäscheleine, die vom Fensterriegel zum Scharnier der Schranktüre in einer anderen Ecke führt und an der ich dann das Netz aufhänge. Einmal musste ich das Bett unter das Netz schieben. Aber was ich alles darunter gefunden habe, das möchtet ihr nicht wissen… Seitdem schau ich lieber nicht mehr so genau hin.

Ich wünsche jedem einzelnen von Euch, dass Ihr Euch auch mal die Zeit und Ruhe nehmen könnt, zum einfach mal Durchhängen!!

20.11.1996
Chiang Mai – Thailand

Guten Morgen aus Thailand. Inzwischen bin ich in Chiang Mai. Von Bangkok aus bin ich mit dem Zug erst mal in den Nordosten Thailands gereist. Zuerst Nakhon Rachasima mit einem Abstecher nach Phimai, dann weiter nach Nongkhai, an der Grenze zu Laos, gegenüber von Vientiane. Dort hat es mir so gut gefallen, dass ich erst mal ein paar Tage Rast eingelegt habe. Danach bin ich mit dem Bus am Mekong entlang nach Loei (wundervolle Landschaft) gefahren. Von Loei weiter nach Pitsonuluk. und mit dem Nachtzug nach Chiang Mai.

Das Verkehrssystem ist sehr einfach. Busse oder Züge gehen 1/2-stündig überall hin. Schwieriger wird es, den richtigen Bahnhof zu finden. Oft gibt es mehrere in einem Ort und niemand weiß, welcher Bus wo abfährt. Ich bin heute zu 4 (!) verschiedenen Busbahnhöfen geschickt worden bis ich den richtigen Busbahnhof für den Bus nach Phimai gefunden hatte. Das waren 2 Stunden Fußmarsch durch die stinkende Stadt. Schilder kann ich nicht lesen und nach dem richtigen Weg zu fragen hat keinen Sinn, da keiner den Weg kennt. Das Schlimme daran ist aber, dass das keiner zugeben will. Die Busse halten auf der Strecke unzählige Male. Und da ich nie weiß, wann ich am Ziel bin, verkünde ich einfach beim Einsteigen in den Bus lauthals, wo ich hin möchte. Wenn ich aussteigen muss, und sei es nach vielen Stunden Fahrzeit, klopft mir garantiert einer der Einheimischen auf die Schulter und sagt mir, dass ich am Ziel bin. Das klappt immer zuverlässig.

Da wo ich bisher war, waren kaum oder gar keine Touristen, so dass fast niemand ausreichend Englisch sprach. Die Schilder sind nur in Thai-Schrift. Das gilt auch für die Unterkünfte. Manchmal war ich gezwungen, gleich am selben Tag weiter zu fahren, weil ich kein Guesthouse finden konnte. Die Städte selbst sind katastrophal. Laut, schmutzig, unübersichtlich und überbevölkert.

Hier in Chiang Mai ist dagegen alles sehr einfach. Gestern bin ich von einer 3-tägigen Trekkingtour zurückgekommen. Das war toll. Kein Verkehr, kein Lärm, nur die Geräusche des Regenwalds. Wir waren 10 Leute aus allen möglichen Ländern und hatten eine Riesengaudi. Im Moment reise ich mit einer Japanerin, die mit mir ein Zimmer teilt. Sie ist sehr nett und wir wollen zusammen in den Norden gehen, wo ich dann die Grenze nach Laos passiere (keine Angst, völlig ungefährlich!). Ich vermute, von da an wird es erst schwierig. Telefonieren oder Faxen soll dort fast nicht mehr möglich sein.

Am 10. Dezember muss ich in Vietnam einreisen. Das Datum ist laut Visum fix und das Visum ist einen Monat gültig. Kambodscha ist im Moment leider nicht passierbar.

Sonst geht es mir gut. Bin gesund und das Klima ist sehr angenehm. Nicht zu heiß.

Gibt es Neuigkeiten? Ich habe seit Wochen keine Nachrichten mehr gesehen, nicht mal mehr Deutsch gesprochen (ich denke schon in Englisch Ich bin ganz ausgehungert nach Neuigkeiten.

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