Vietnam: Briefe einer Weltreise Teil 4

Visum Vietnam
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20.12.1996
Hanoi – Vietnam

Ich glaube, den letzten Brief habe ich in Luang Prabang geschrieben und er dürfte inzwischen angekommen sein. Inzwischen bin ich in Vietnam angekommen (der Krieg ist seit 20 Jahren aus!)

In der Zwischenzeit: Mit dem Engländer bin ich über die Grenze zurück nach Thailand gekommen. Dort haben wir den Nachtzug nach Bangkok genommen (im Übrigen sehr bequem). Dort musste ich mich dann erst mal wieder um mein Visum für Indien kümmern.

Dann sind wir zusammen mit dem Nachtbus ganz runter in den Süden nach Krabi und wollten auf eine der Inseln. Jedoch haben wir auf dem Weg dorthin von einem Strand gehört „Raileh Beach“, wo es ganz gut sein soll. Dort kommt man nur mit dem Boot hin und entsprechend gibt es dort auch keinen Verkehr. Nur weißen Sand, hohe Klippen, rundherum ein paar Hütten, Restaurants und Shops sowie hunderte Touristen. Obwohl es pausenlos geregnet hat bin ich dort fast eine Woche geblieben. Ich habe lange Spaziergänge am Strand und im Regenwald gemacht und Muscheln und Korallenteile gesammelt. Natürlich war ich auch jeden Morgen beim Schwimmen.

Zurück wollte ich dann mit dem Zug fahren aber durch den vielen Regen waren die Gleise unterspült und ich musste den unbequemen Bus nehmen. Wieder zurück in Bangkok musste ich erst mal zur Polizei. Man hat mir meine Travellerschecks gestohlen. Wahrscheinlich auf der Hinfahrt nach Krabi während einer der Buspausen in der Nacht. Ich habe erfahren, dass die Leute die Pause nutzen um durch den Bus zu kriechen und die Rucksäcke auszuräumen. Außerdem musste ich am selben Tag zu AMEX und zum indischen Konsulat. Das alles war ein Albtraum und ich war überglücklich, am nächsten Tag endlich aus Thailand rauszukommen.

Als ich in Hanoi angekommen bin, war ich sofort begeistert. hier ist es ganz anders. Die Stadt pulsiert vor Leben, die Menschen sind herzlich, liebenswürdig und ehrlich hilfsbereit. Mein Misstrauen, dass ich mir in Thailand angewöhnen musste, ist hier gar nicht notwendig.

Der Kommunismus hat seine deutlichen Spuren hinterlassen – vor allem, was den Verfall angeht. Und der Versuch der Franzosen, Ordnung ins Chaos zu bringen ist wohl kläglich gescheitert. Und das alles ist dann gemischt mit asiatischem Stil. Das ist echt total reizvoll. Soweit ich das überhaupt beurteilen kann, herrscht hier Rechtsverkehr. Aber eigentlich fährt jeder überall und der Stärkere hat Vorfahrt. Und das alles nicht wie Ihr jetzt glaubt mit dem Auto, nein, mit dem Fahrrad oder Moped. Die Straßen sind voll davon und jeder fährt kreuz und quer. Mit dem Auto hat man keine Chance. Wenn man über die Straße geht darf man nicht zögern, sondern muss zügig durchgehen. Wenn man stehen bleibt, wird man einfach überfahren, weil keiner damit rechnet, dass man stehen bleibt.
Dazu kommen überall die Händler, die wirklich noch mit diesen spitzen Reisstrohhüten und diesen Stangen, wo hinten und vorne die Ware dran hängt, rumlaufen. Ich kann gar nicht genug kriegen von dieser Stadt.

Ich bin mal wieder mit dem Nachtzug hoch in den Norden gefahren nach Lao Cai an der chinesischen Grenze. Von dort weiter nach Sapa mitten in den Bergen. Hier soll es ganz toll sein. Der höchste Berg Vietnams ist ganz in der Nähe und man soll auch ganz toll wandern können. Aber es ist so neblig hier, mit höchstens 30 Metern Sicht, dass ich gar nichts sehen kann. Es ist kalt und klamm. Die Häuser sind nicht beheizt und in den Cafés bekommt man eine Waschschüssel glühender Kohlen unter den Tisch gestellt, während man im Anorak heiße Zitrone mit Honig schlürft. Dort in Sapa gibt es einen wunderschönen, farbenfrohen Markt, wo die Leute aus den Bergen in ihren traditionellen Kleidern ihre Ware verkaufen. Nach einem Tag war ich jedoch so durchgefroren, dass ich nach Bac Ha geflüchtet bin. Dort gibt es einen noch interessanteren Markt. Da war es dann auch wärmer und ich konnte ein wenig wandern.

Wieder zurück in Haonoi habe ich gleich einen Bus nach Halong Bay gebucht. Die ganze Organisation hier ist echt total einfach – schon alleine deshalb, weil man dank der Franzosen hier die Schrift lesen kann. Ich bin mit dem Bus zum Meer, von dort mit dem Schiff durch tausende kleine Felsinseln nach Cat Bai und am übernächsten Tag zurück.

Tja, und jetzt bin ich schon wieder in Hanoi und genieße das französische Erbe: Baguette, Croissants, Schokolade, Eiscreme, Pommes und KÄSE. Am liebsten mag ich den vietnamesischen Kaffee, der am Tisch durch einen kleinen Filter, der sich direkt auf dem Glas befindet, mit gesüßter Kondensmilch zubereitet wird.

Weihnachten rückt immer näher und ich habe noch immer keine Lebkuchen gesehen. Dafür gibt es hier die besten Mandarinen, die ich je gegessen habe. Wenigstens ein bisschen Weihnachtsflair. Ein paar Geschäfte sind mit Weihnachtsbäumen, Nikoläusen und Styroporchips als Schnee dekoriert. Das sieht so komisch aus, dass ich echt immer lachen muss. Die Leute hier haben ja noch nie im Leben echten Schnee gesehen.

Zuerst hatte ich geplant, gleich in den Süden zu fahren und dort zu feiern. Alle hier machen das. Aber dazu müsste ich in einem Stück nach Na Trang durchdüsen. Aber nachdem es mir in Vietnam so gut gefällt, sehe ich gar keinen Grund, so zu hetzen. Lieber bleibe ich noch ein bisschen hier und mache kleine Etappen. Vielleicht bin ich dann zu Silvester in Na Trang. Mal sehen.

Übrigens reise ich im Moment mit einer Australierin, die mich auch gleich zu sich nach Hause eingeladen hat. Wir werden wohl gemeinsam in den Süden gehen und Weihnachten feiern.

So, dass war mal wieder das „update“. Ich hoffe, irgendwann kommt dieser Brief auch an. ich glaube, das Postsystem ist sehr erbärmlich hier. Es gibt so gut wie keine Faxgeräte und sogar in Hanoi gibt es nur ein einziges Telefon für Ferngespräche. Das kostet dann 6 US$ (!) pro Minute, Minimum 3 Minuten.

27.12.96
Nah Trang – Vietnam

Frohe Weihnachten aus Vietnam!!

Tja, Vietnam hat sich , wie ich bereits am ersten Tag vermutet habe, als total schönes Land herausgestellt. Die Landschaft ist herrlich. Berge, Reisfelder, Küste, Strände, Palmen und und und… Die Leute sind so freundlich und herzlich und außerdem ist es hier sehr einfach zu reisen. Etliche Buslinien fahren täglich von Nord nach Süd oder umgekehrt und man kann für ein paar US$ zur nächsten Stadt fahren. Dort wird man direkt an einem Hotel abgeladen und kann bleiben solange man will. Die Hotels haben einen weit höheren Standard als in Thailand. Dieses Land wäre echt was für Euch!

Heute bin ich den ganzen Tag an einem herrlichen Strand unter Palmen gelegen. Übrigens zum ersten mal seit ich unterwegs bin. Die Sonne scheint und es ist herrlich warm. Weihnachten habe ich zusammen mit einem Deutschen und einer Australierin in Hoi An gefeiert. Es gab feudales Happa. Shrimps und Fisch mit Reis und Gemüse. Dadurch, dass eigentlich alle die gleiche Route reisen, trifft man immer wieder dieselben Leute. Das macht echt Spaß. wie in einer großen Familie. Leider kann man hier kaum telefonieren. Und wenn, dann kosten 5 Minuten etwa 40 US$. Dieses Hotel hat ein Fax-Gerät. Ihr könnt mir also zurückfaxen.

Als nächstes fahre ich dann nach Dalat und Saigon und spätestens am 10.01. muss ich ausreisen. Wohin weiß ich noch nicht, aber nach Thailand gehe ich nicht mehr!

So, dann wünsche ich schon mal alles Liebe und Gute fürs neue Jahr. Feiert gut rein und Grüße an alle.

Vietnam Reisen