Indien: Briefe einer Weltreise Teil 6

Indien Reise
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02.03.1997
Bangkok

Inzwischen sitze ich wieder in Bangkok und warte auf meinen nächsten Flug nach Australien.

Ganz so schlimm war es eigentlich gar nicht auf der Indien Reise. Ich habe es mir nach all den Erzählungen anderer Reisender viel schlimmer vorgestellt. Allerdings muss man für das Land viel Zeit und Geduld aufbringen. Zeit hatte ich ja genug. Schwieriger war das mit der Geduld. Zumal ich von der bisherigen Reise durch Asien schon ziemlich genervt war. Manchmal fiel es mir echt schwer, ruhig zu bleiben, wenn ich von allen möglichen Leuten angequatscht wurde und – was noch lästiger ist – angestarrt wurde. Ich freue mich schon darauf, wieder ganz normal auf einer Straße laufen zu können, ohne als etwas Besonderes angesehen zu werden.

Was den Dreck angeht, ist es zum Glück nicht überall gleich schlimm. Dort wo die Touristen hinkommen, versuchen sie schon sauber zu halten – zumindest nach indischem Maßstab. Die Zimmer waren relativ sauber oft sogar besser als in Thailand.

Was ziemlich an die Substanz geht, sind die ewig langen Busfahrten bei ohrenbetäubender indischer Jaulmusik. Ich glaube, wenn sie es nicht schaffen, die Leute durch die Enge, den Dieselgestank und die schlechten Straßen umzubringen, schaffen sie es bestimmt mit der grauenvollen Musik.
Für 60 km kann man schon mal 2 Stunden brauchen, weil man erst mal im Zick-Zack-Kurs jedes Kaff abklappert und überall noch mehr Leute reinstopft. Ein indischer Bus ist NIE voll genug. Wer innen nicht reinpasst, kommt eben auf das Dach. Wenn 8 Stunden Fahrzeit angegeben sind, sind es immer 10 oder mehr und man glaubt, man kommt nie ans Ziel.
Manchmal machen die Busse Pause. Aber man erfährt nie wie lange. Und bis 100 Leute ausgestiegen sind ist die Pause ohnehin schon wieder vorbei. Ein Mordsgedränge ist das jedes Mal. Also bleibe ich sitzen. Toilette gibt es eh keine, und außerdem ist dann der Platz weg. Und überhaupt wer würde in der Zeit auf meinen Rucksack aufpassen?

Die Zugfahrten sind etwas besser. Jedenfalls wenn man mal ein Ticket ergattert hat. Man wird von einem Schalter zum nächsten geschickt und überall muss man ewig anstehen. Manchmal kann man den Counter gar nicht finden und manchmal muss man zu zwei verschiedenen Countern. Die Tickets werden mit der Hand ausgestellt in gefühlter 10facher Ausfertigung. Dabei versuchen ständig Männer sich vorzudrängeln, denen man dann unmissverständlich klar machen muss, dass sie sich gefälligst hinten anstellen sollen. Hat man dann das Ticket endlich, geht die Suche nach dem richtigen Bahnsteig los. Einfach ist anders.

Aber auch das habe ich heil überstanden und alles in allem ist Indien ein höchst interessantes und schönes (wenn auch anstrengendes) Land, dass ich nicht versäumt haben möchte.

An Bangkok musste ich mich gar nicht erst lange gewöhnen, da ich inzwischen zum sechsten Mal (oder so) hier bin und mich bald schon besser auskenne als die Taxifahrer. Diesmal ist es jedoch das letzte Mal und die Gelegenheit nutzte ich natürlich zum gründlichen Shoppen. Viel Zeit bleibt mir allerdings nicht, da ich auch noch einiges zu organisieren habe.

Morgen fliege ich weiter nach Australien und übermorgen bin ich endlich wieder in einem „zivilisierten“ Land. Von dort gibt es dann die nächsten News. Also macht Euch keine Sorgen, denn von jetzt an wird sowieso alles viel einfacher.

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