Sydney: Briefe einer Weltreise Teil 7

Sydney
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11.03.97
Sydney/Melbourne – Australien

Habe Asien nun also schadlos hinter mich gebracht und bin heil in Australien angekommen. Hier gehen seltsame Dinge vor sich! Es gibt hier Läden mit Regalen und festen Preisen. Man zahlt hier mit Plastikgeld. Auf den Straßen sind dicke, weiße Striche und wenn man dort steht, bleiben die Autos stehen, so dass man die Straße überqueren kann. Die Häuser sind wahnsinnig hoch, bis zum Himmel. Und dazwischen gibt es Grünflächen, die man Park nennt. Und stellt Euch vor, hier gibt es sogar so etwas unsinniges und absurdes wie Toiletten die man absperren kann und – ein Traum – Toilettenpapier!

Kurz: als ich hier ankam, hatte ich erst mal einen totalen Kulturschock. Bin erst mal ganz konfus auf den Straßen herumgeirrt und habe mich kaum getraut, die Straße zu überqueren. Trotzdem ich schon seit einer Woche hier bin, ducke ich mich immer noch unter Türstöcken durch (die waren in Asien für Asiaten gemacht und ich habe mir ständig den Kopf angestoßen), erwarte, dass mich Asiaten (von denen es hier auch viele gibt) nicht verstehen – und dabei sprechen sie besser Englisch als ich, und wundere mich auf Märkten, dass nicht gleich einer gerannt kommt um mir seinen Schrott anzudrehen (only looking, very cheap prices). Heute habe ich mich kaum aus dem Bahnhof rausgetraut, in der Erwartung gleich von einer Horde Tuk-Tuk-Fahrern umringt zu werden, bis mir einfiel, dass es die hier ja gar nicht gibt. Am meisten muss ich über mich selbst lachen, wenn ich mit großen Augen, kindisch vor einem Regal vollgepackt mit Osterhasen stehe, oder im Zick-Zack-Kurs durch die Stadt laufe und jeden Zebrastreifen auskoste. Blöd gell?

Sydney ist eine herrliche Stadt. Sauber und sehr modern. Eine ganze Woche bin ich geblieben um mich wieder an all den Luxus der westlichen Welt zu gewöhnen, Sightseeing zu machen und mich mal wieder einzukleiden. Habe mir eine Jeans gekauft und das Gefühl, nach 4 Monaten asiatischer Schlabberhosen mal wieder eine feste Jeans zu tragen ist unbeschreiblich.

Übers Wochenende war ich bei meiner Freundin eingeladen, die ich in Vietnam kennengelernt habe und mit der ich mich auf Borneo wieder treffen wollte. Wir sind mit ihrer Mutter in die Blue Mountains zum Wandern gefahren. Das ist nördlich von Sydney in der Nähe wo die Familie wohnt und es ist total schön dort. Wenn ich wieder zurück Sydney komme, darf ich die Familie nochmal besuchen. Sie haben ein Ferienhaus in Terrico direkt am Meer. Übrigens hat sich meine Freundin in Vietnam Läuse eingefangen. Da habe ich aber Glück gehabt. Schließlich waren wir 3 Wochen lang Tag und Nacht zusammen.

Es ist super, wenn man Leute von überall her kennenlernt. Z. Z. bin ich nämlich auf dem Weg nach Tasmanien. Ja, Tasmanien! Im Moment sitze ich allerdings noch in Melbourne fest und warte auf das Flugzeug. Auf Borneo habe ich Leute getroffen, die in Tasmanien eine Farm haben, mit Erdbeeren, Äpfeln, Pferden, Schafen, Käserei, Spinnerei und, und, und… Sie haben mir angeboten, vorbei zu kommen und mitzuhelfen. Mal sehen, wie ernst das gemeint war. Viel Zeit habe ich allerdings nicht, da meine Freundin aus Deutschland geschrieben hat, dass sie nach Brisbane kommt und vier Wochen mit mir gemeinsam durch Queensland reisen will. So bin ich also ständig damit beschäftigt, zu planen und zu organisieren, rauszufinden, welche Plätze mich interessieren (Australien ist sooooo groß), wie ich am besten dorthin komme und alles (und alle) unter einen Hut zu bekommen.

So, jetzt muss ich mich langsam auf den Weg zum Flughafen machen…

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